Demo am 08.02.2025

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„5 vor 12 – Zeit für Demokratie“ am 01.02.2025

Liebe Menschen aus Düren und Umgebung,

mein Name ist Ute Nebel und ich bin Mitglied im Bündnis gegen Rechtsextremismus, Rassismus und Gewalt.

Ich darf heute hier noch einmal sprechen und möchte Sie an ein paar meiner Gedanken teilhaben lassen.

Wir alle oder fast alle, die wir hier stehen, machen uns Sorgen um unsere Demokratie und um die Sicherheit der Menschen, die hier leben, im Bewusstsein, dass in diesem Land schon einmal eine Demokratie in kurzer Zeit ausgehebelt worden ist. Und 12 entsetzliche Jahre mit millionenfachen Morden, einem Weltkrieg und unzähligen weiteren Greueltaten folgten auf die Ereignisse von 1933.

Ich habe überlegt: Wie war das nochmal 1933? und habe es noch mal nachgelesen.

Ich war wieder völlig erschrocken über die Vorausplanung der NSDAP vor der sogenannten „Machtergreifung“. Und über ihre Skrupellosigkeit in der Missachtung von Gesetzen, ihre Gewalttätigkeit und die rasende Geschwindigkeit, mit der Hitler und seine Gefolgsleute nach seiner Ernennung zum Reichskanzler am 30.Januar 1933ihre Macht missbrauchten und sie weiter ausbauten.

Dabei hat es Chancen gegeben, die Weimarer Republik zu retten. Die beiden letzten sind an diesem 30. Januar 1933 selbst verspielt worden.

Die erste am Morgen des 30. Januar 1933 vom Vorsitzenden der DNVP Hugenberg: Als er mit Hitler über dessen Pläne zur Neuwahl am 5. März und das Ermächtigungsgesetz sprach, hat er dazu nicht nein gesagt.

Die zweite Möglichkeit verspielte von Hindenburg kurze Zeit später, denn er ernannte Hitler zum Reichskanzler, was er nicht hätte tun müssen.

Ich möchte dazu noch etwas von Krautreporter.de zitieren. „Extremisten kommen an die Macht, weil sie an die Macht gelassen werden!“

Danach geht alles sehr schnell: nur zwei Tage später am1. Februar 1933 löst Reichspräsident von Hindenburg den Reichstag auf.

Nach zwei weiteren Tagen am 3.Februar 1933 verkündet Hitler seine Pläne zur sogenannten „Eroberung neuen Lebensraums im Osten und dessen Germanisierung.“

Wiederum nur einen Tag später am 4. Februar 1933 werden die Presse- und Versammlungsfreiheit eingeschränkt durch die sogenannte „Verordnung zum Schutz des deutschen Volkes“.

Am selben Tag wird die Auflösung der Gemeindevertretungen und der Gemeinderäte angeordnet und zahlreiche Gemeinderäte und Bürgermeister werden verhaftet.

Neuwahlen werden für den 5. März 1933 festgelegt.

Nur 18 Tage später am 22. Februar 1933 werden 50.000 SS und SA- Schläger zu sogenannten „Hilfspolizisten“ erklärt und ihr Straßenterror wird damit legalisiert.

Es folgt der Reichstagsbrand am 27. Februar 1933. Als Brandstifter wird ein kommunistisch aktiver Mann identifiziert, dessen Täterschaft bis heute nicht wirklich bewiesen ist.

Bereits am nächsten Tag am 28. Februar 1933 wird die sogenannte „Reichstagsbrandverordnung“ erlassen und damit werden die Grundrechte der Weimarer Verfassung außer Kraft gesetzt, nämlich das Verbot von Beschränkungen der persönlichen Freiheit, die Unverletzbarkeit der Wohnung und das Recht aus Eigentum. Die sogenannte „Schutzhaft“ wird damit legalisiert.

Die vermeintliche Täterschaft des kommunistischen Brandstifters dient als Vorwand für eine Welle des Terrors und der Gewalt. Politische Gegner werden verhaftet, inhaftiert, gefoltert, ermordet.

Vier Wochen sind seit Hitlers Ernennung zum Reichskanzler vergangen.

Bei den Neuwahlen am 5. März verfehlt die NSDAP die Mehrheit und erringt sie nur mit Hilfe der konservativen DNVP.

Drei Tage später am 8.März 1933 werden die Reichstagsmandate der KPD für erloschen erklärt und damit ist die Zweidrittelmehrheit für den Beschluss des sogenannten „Ermächtigungsgesetzes“ gesichert.

Am 21 März 1933 wird das KZ Oranienburg bei Berlin errichtet, einen Tag später das KZ Dachau, hier werden vor allem politisch anders Denkende inhaftiert.

Wiederum nur einen Tag später, am 23. März 1933, nicht einmal acht Wochen sind seit der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler vergangen, stimmt der Reichstag über das sogenannte „Ermächtigungsgesetz“ ab, das die Legislative in die Hände der Regierung legen soll.

Die Abgeordneten der KPD sind schon nicht mehr dabei und Teile der SPD-Abgeordneten fehlen ebenfalls wegen ihrer Verhaftung oder weil sie untertauchen mussten. Außer den anwesenden SPD-Abgeordneten stimmen alle Reichstagsmitglieder für dieses Gesetz.

Während der Abstimmung sind bewaffnete SS und SA-Schläger im Raum anwesend.

Eigentlich wollte ich mir das ganze Jahr 1933 für heute anschauen und nachlesen, aber nach nicht einmal acht Wochen nach der sogenannten „Machtergreifung“ hatte ich genug und es war mir elend zumute.

Ich dachte mir: Wie kriege ich jetzt bloß die Kurve zu heute und warum wir heute hier stehen?

Was ist heute anders als damals?

Heute gibt es Fake News oder einfacher gesagt mehr veröffentlichte Lügen, Verzerrungen und verdrehte Tatsachen.

Heute kann dank der neuen Medien nicht mehr so Vieles ungehört und ungesehen geschehen

Heute sind Frauen mehr gleichberechtigt als 1933 und auch sichtbarer und lauter in der Öffentlichkeit.

Heute leben wir seit 76 Jahren in einer föderalistischen Demokratie, die in unserem Grundgesetz definiert wird. Hoffentlich sind damit unsere Freiheit, die Gewaltenteilung, die Redefreiheit, die Versammlungsfreiheit und vieles andere mehr besser geschützt als die Verfassung der 13 Jahre jungen Weimarer Republik damals.

Heute wissen wir, was passieren kann, wenn Populisten laut werden und zerstörerische Kräfte wachsen, die unsere Demokratie abschaffen wollen.

Hier noch ein Zitat von Krautreporter.de:

„Es gibt zu jedem Zeitpunkt tausend (…) taktische und egoistische Gründe, mit Demokratiegegnern zusammenzuarbeiten. Aber die ganze Zeit über gibt es immer einen großen, guten Grund, es nicht zu tun, (…) : Am Ende fressen die Radikalen dich auf.“

Lassen Sie uns deshalb aufmerksam, wachsam und aktiv aber auch zuversichtlich bleiben, dass unsere Demokratie den Angriffen standhalten kann. Denn wir sind immer noch die Mehrheit, die demokratische Mehrheit.

Bitte wählen Sie eine Partei, der der Erhalt unserer Demokratie und damit die Menschenrechte, unsere Wahlmöglichkeiten, unsere Teilhabe, das Asylrecht, die Gleichberechtigung und die Würde aller Menschen in diesem Land wichtig sind.

Vielen Dank, dass Sie mir zugehört haben.

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„5 vor 12 – Zeit für Demokratie“ am 25.01.2025

Hallo zusammen, mein Name ist Judith Hages vom Dürener Bündnis gegen Rechtsextremismus, Rassismus und Gewalt.

Am kommenden Montag vor 80 Jahren wurde das Vernichtungslager Auschwitz von sowjetischen Soldaten befreit. Mehr als eine Million Menschen waren allein in Auschwitz zwischen März 1942 und November 1944 ermordet worden. 

An dem 27. Januar jeden Jahres gedenken wir der Opfer des Nationalsozialismus. Diese Erinnerung an die Verbrechen der NS-Zeit muss fortgesetzt werden – nicht als Strafe, sondern als eine Art „aufgeklärtes Schutzschild“, dass sich so etwas NIEMALS wiederholen wird.

Die Geschichte hat uns gezeigt, wohin antisemitischer Rassenwahn, Nationalismus und Überlegenheitsgefühle führen können. Deshalb müssen wir jeder Ideologie der Ungleichwertigkeit und jeder Politik der Ausgrenzung eine ausdrückliche Absage erteilen.

Wir dürfen nicht schweigen und hinnehmen. Wir müssen aufklären und Menschen dazu ermutigen, ihre Stimme zu erheben.

Die Erinnerung darf nicht enden.

Lasst uns auch künftige Generationen zur Wachsamkeit mahnen. Wir müssen jetzt aktiv werden, nicht, wenn sich die Schlinge schon um den eigenen Hals gelegt hat. Nicht abwarten, sondern verhindern.

Und jeder Einzelne kann dazu beitragen!

Ich möchte Ihnen nun eine kurze Passage aus dem Buch „Zeit des Gewissens“ vorlesen, das in Berlin 1943 spielt.

Die Hauptfigur im Roman ist Emma – eine Frau, die mit einem hochrangigen SS-Offizier verheiratet ist. Ihr Sohn begeistert sich immer mehr für Nazi-Ideologie und entgleitet ihr allmählich. Gleichzeitig wächst in ihr der Widerstand bis sie schließlich fliehen muss und sich einer Widerstandsgruppe anschließt.

In der Szene, die ich vorlesen werde, sitzt Emma auf ihrem Beobachtungsposten am Fenster. Das Haus gehört Ria, die eine kleine Widerstandszelle in Berlin anführt. Ria, die mit vollständigem Namen Maria Gräfin von Maltzan heißt, gab es übrigens wirklich. Sie war eine Widerstandskämpferin und hat über sechzig Menschen das Leben gerettet, indem sie ihnen zur Flucht verholfen hat.

Ich weiß nicht, wie lange ich am Fenster sitze und die Umgebung beobachte, als Ria heimkommt. Die Haustür wird quietschend geöffnet. Ich verlasse meinen Posten und folge ihr in die Küche.

„Ich habe hier Brot und ein Stück Speck. Eier bekomme ich morgen für die OP“, sagt sie, während sie den Inhalt des Korbs auf dem Tisch verteilt. Inge, die längst mit den Kartoffeln fertig ist, wirft einen hungrigen Blick auf die Sachen. Auch Ben kommt in die Küche. Zusammen begutachten wir die Beute.

„Da wir nun nicht mehr zu zweit sind, sondern zu viert, müssen wir rationieren. Mehr als zuvor. Ich verzichte, das ist kein Problem.“

Ben öffnet den Mund, um zu protestieren, doch Ria schneidet ihm mit einer Geste das Wort ab.

„Ihr bekommt je zwei Brotscheiben und Speckstreifen. Ben isst kein Schweinefleisch. Dann haben wir noch das Gemüse im Garten hinter dem Haus und den Brunnen. Damit kommen wir erst einmal gut über die Runden und brauchen keine weiteren Marken organisieren.“

Wir nicken. Beim Anblick des Speckstücks läuft mir das Wasser im Mund zusammen. Ob ich mit so wenig Essen auskommen kann? Doch wenn die anderen das können, werde ich es auch schaffen.

„Den Rest werden Ben und Emma heute Nacht im Lager verteilen.“

Inge starrt mich entsetzt an.

Ria erklärt: „Ja, Emma möchte uns helfen und in Berlin bleiben. Was ist mit dir, Inge?“

Das Mädchen blickt zwischen uns hin und her. Ich merke, wie sie mit sich ringt; sich mitteilen möchte, aber etwas in ihr hindert sie daran. Seit ihre Familie deportiert wurde, spricht sie nicht mehr. Ich würde ihr so gerne helfen.

„Möchtest du auch hierbleiben?“, versuche ich es.

Sie nickt heftig. Ich lächle ihr aufmunternd zu und als sie es erwidert, kann ich nicht anders und umarme sie.

„Na gut. Ich übernehme die Telefondienste, Ben und Emma können die Nachtdienste machen und Inge ist für den Beobachtungsposten zuständig. Emma, du kannst ihr ja alles erklären.“

„Was heißt Nachtdienst?“, hake ich nach.

Ben räuspert sich. „Sobald es dunkel ist, verteilen wir Lebensmittel, helfen Verfolgten, holen Pässe beim Fälscher oder erledigen Kurierdienste.“

„Und Telefondienst?“

„Ab und zu bekommen wir Telefonanrufe von vermeintlich falschen Verbindungen. Die genannten Namen stehen für verschiedene Zellen, die Hilfe brauchen. Es gibt noch andere Hinweise, woran wir erkennen, wann wir Menschen abholen sollen. Aber mehr brauchst du nicht zu wissen. Je weniger, desto besser für alle.“

Das hört sich alles ziemlich gefährlich an. Noch kann ich aussteigen. Ich bin mir sicher, dass die anderen es mir nicht übelnehmen würden.

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„5 vor 12 – Zeit für Demokratie“ am 18.01.2025

Wir möchten euch eine kleine Geschichte erzählen. Sie stammt aus dem Buch von Jürgen Trittin „Alles muss anders bleiben“.

Schahina erzählte, „dass sie im Altern von zwei Jahren mit vielen anderen Flüchtlingen in Braunschweig in einem Flüchtlingsheim gewesen sei.
Schahina ist 1991 in Kabul geboren. Ihre Eltern flohen mit den Kindern aus Afghanistan. Eigentlich wollten sie in die USA. Das hat nicht funktioniert. Schließlich landeten sie in Deutschland. Die Familie wurde dem Land Niedersachsen zugewiesen und musste zunächst in eine „Zentrale Aufnahmestelle“.
Da saß die Zweijährige unter lauter Fremden vom Balkan, aus Vietnam, aus Afrika. Sie konnte Hindi, Kandhari und ein bisschen Farsi, aber kein Wort Deutsch.
Shahina lebte mit ihrer Familie in einer schrecklichen Umgebung. Es war ein Fremdheitsschock, der sie zutiefst verunsichert haben muss.
Die Anlaufstelle diente der Erstaufnahme, von dort sollten die Menschen schnell in die ihnen zugewiesenen Ortschaften verteilt werden.
Schahinas Familie kam von Braunschweig in ein Flüchtlingsheim im Landkreis Schaumburg. Dort spielte sie mit einer Sozialarbeiterin Memory. Mit dem Memory begann sie Deutsch zu lernen. Sie war die erste in ihrer Familie, die Deutsch konnte.
2010 machte sie Abitur in Stadthagen und eine Ausbildung zur Verwaltungskauffrau. Nach der Arbeit in der Tourismusbranche studierte sie Politik und Wirtschaftswissenschaften.“
Heute arbeitet sie im Deutschen Bundestag.

Wir alle wissen:
Demokratie ist kein Naturzustand.
Demokratie musste immer wieder erkämpft werden.
Demokratie ist bedroht.
Demokratie muss verteidigt werden – in Deutschland, in Europa, ja inzwischen sogar wieder gegen einen Donald Trump in den USA.

Zur Info: Bei diesem Volksfest in Bayern sagte Merz, dass nicht das für seine Diversität geprägte Kreuzberg Deutschland sei, sondern Gillamoos in Bayern.

In den Worten des Thüringer AfD Vorsitzenden Björn Höcke hätten Kinder wie die zweijährige Schahina nicht Deutsch lernen sollen, sondern mit „wohltemperierter Grausamkeint“ ins Taliban-regierte Afghanistan abgeschoben werden müssen.

Schahina Gambir und ihre Familie sind, wie Millionen andere Deutsche mit Migrationshintergund, eine Bereicherung für unser Land. Ohne sie wäre Deutschland ärmer, kulturell wie materiell.“

Was passiert, wenn die AfD an die Macht kommt:
Ich würde niemanden verurteilen, der ein bewohntes Asylantenheim anzündet!“ (Marcel Grauf, Referent von Dr. Christina Baum, AfD und Heiner Merz, AfD, auf facebook)
„Feminismus heute ist Krebs. Er bedeutet, dass Männer in Mädchentoiletten dürfen. Er vernichtet die Weiblichkeit, zerstört junge Menschen und verhindert Kinder.“ Dr. Maximilian Krah auf X (Twitter) 15.11.23
 „Auch seit der letzten Eiszeit vor etwa 10.000 Jahren wechselte das Klima in Europa zwischen Phasen, die kälter oder wärmer waren als das aktuelle Klima. Die jetzigen klimatischen Veränderungen ordnen sich vollkommen normal – auch in ihrer Geschwindigkeit – in diese Wechsel ein.“ (Programm der AfD zur Europawahl 2024, S. 39)
 „Christentum und Judentum stellen einen Antagonismus (einen Gegensatz) dar. Darum kann ich mit dem Begriff des christlich-jüdischen Abendlands nichts anfangen.“ (Björn Höcke auf einer Veranstaltung der „Jungen Alternative Berlin“ am 26. September 2015)
 „Die Behauptung einiger Wirtschaftsverbände und Lobbyisten, in Deutschland herrsche Fachkräftemangel und damit ein Bedarf an qualifizierter Einwanderung, dient nur vordergründig dem Gemeinwohl und darf deshalb nicht maßgeblich sein.“ (Programm der AfD zur Bundestagswahl 2021, S. 99)

Und was die AfD vor hat schreibt sie auch ganz klar:
Man muss „durch ständige Stichelei das System […] destabilisieren“. Anschließend müsse man „erst mal das ganze rotgrüne Geschmeiß aufs Schafott schicken. Und dann das Fallbeil hoch und runter, daß die Schwarte kracht! […] Wir müssen ganz friedlich und überlegt vorgehen, uns gegebenenfalls anpassen und dem Gegner Honig ums Maul schmieren, aber wenn wir endlich soweit sind, dann stellen wir sie alle an die Wand.“ (Holger Arppe, ehem. Funktionär der AfD in Mecklenburg- Vorpommern in einem facebookchat)

Darum rufen wir euch auf:
Lasst uns gemeinsam für unsere demokratischen Werte kämpfen!
Lasst uns gemeinsam für eine angemessene und menschenwürdige Asylpolitik kämpfen!
Lasst uns gemeinsam Frauenrechte verteidigen und unseren Töchtern und Enkelinnen die gleichen Rechte sichern.
Lasst uns für eine Klimapolitik kämpfen, die unseren Kindern und Enkel*innen eine gesicherte Ernährung und Wasserversorgung garantieren, einen Lebensraum, der lebenswert ist.
Lasst uns gemeinsam dafür kämpfen, dass jeder Mensch seinem eigenen Glauben leben darf solange er dies friedlich tut.

Ich stehe hier:
.. weil ich möchte, dass mein Umfeld und die Dürener Bevölkerung wieder Vertrauen in die Politik der demokratischen Parteien gewinnen sollen.

Dazu braucht es Mut auch unangenehmes bei den Parteien anzusprechen und es braucht den Willen aufeinander zu zuhören. Wir brauchen keine Schuldzuweisungen und Beschämungen. Denn dann wären wir nicht besser als die Populisten.

Wir brauchen eine politische Haltung, die den Diskurs aushält und einen Konsens findet zum Wohle der Demokratie.

Ich stehe hier, weil ich unser Grundgesetz als das schützenswerteste Gesetz empfinde, welches jemals von den Müttern (Elisabeth Selbert, Friderike Nadig) und Vätern (Carlo Schmid, Adenauer, Heuss) zwischen 1948 und 1949 ausgearbeitet wurde.

Hierbei ist für mich der Artikel 1 „Die Würde des Menschen ist unantastbar..“ sowie Artikel 3 „Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich.  “ die Bedeutendsten.

Ich stehe hier, weil ich vor ein paar Jahren als „Gutmensch“ beschimpft wurde – und mir dadurch plötzlich bewusst wurde: Wir leben in einem Land, in dem Menschen, die Gutes tun wollen und an das Gute glauben,  beschimpft werden. Von da an wusste ich: Ich muss aktiv werden und mich mit den vielen anderen Gutmenschen laut verbünden!

Ich stehe hier, weil ich immer das lachende Gesicht meiner Enkelin vor Augen habe, diese Hoffnung auf eine gute Zukunft mit beruflichen Chancen und einem friedlichen Leben. Ich weiß, ich muss mich anstrengen, damit diese Hoffnung nicht zerstört wird.

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„5 vor 12 – Zeit für Demokratie“ am 11.01.2025

Guten Tag,

ich bin Bettina Döring vom Dürener Bündnis gegen Rechtsextremismus, Rassismus und Gewalt.

Ihnen allen wünsche ich, auch im Namen vom Bündnis, ein frohes und friedliches Jahr 2025.

Wie gut, dass Sie heute wieder den Weg gefunden haben zu unserem Treffen „5 vor 12- Zeit für Demokratie“.

Im letzten Herbst haben wir vom Bündnis überlegt, wie wir im Wahljahr 2025 unsere Aktionen gestalten, was wir, möglichst auch zusammen mit vielen anderen demokratischen Gruppierungen in Düren und Umgebung, zur Stärkung der Demokratie und für eine rege Wahlbeteiligung zugunsten demokratischer Parteien tun können – die Ereignisse im November haben uns überrannt und nicht viel Zeit gelassen, große neue Konzepte zu entwickeln.

Deshalb stehen wir heute wieder hier: herzlich Willkommen, danke, dass Sie wieder/noch da sind!

Und jetzt?

Na, jedenfalls werden wir einen der kürzesten Wahlkämpfe in der Geschichte Deutschlands erleben, das könnte man schon mal als gute Nachricht bewerten, oder?

Ich möchte nämlich heute mit Ihnen über gute Nachrichten, Optimismus, Mut und Fröhlichkeit für die Demokratie nachdenken.

In dem Lied „Angst frisst Demokratie“ von Paula Carolina darin heißt es unter anderem:

„Und der lauteste Schrei hat nicht mehr zu erzählen, denn wir halten mit Liebe dagegen…
Da liegt doch Hoffnung auf der Straße, hebt die irgendwer auf?“

Hoffnung aufheben, weitermachen und dabei optimistisch bleiben, ja, denn wir müssen und wollen  nicht das Schlimmste beschwören, sondern das Bestmögliche hinkriegen.

Immer noch leben wir in einem reichen Land im Herzen von Europa, in einem demokratischen Land, und wir wollen, dass das so bleibt und wir wollen im Bemühen darum nicht griesgrämig und pessimistisch werden.

Dazu frage ich Sie: Wann haben Sie die Despoten und Möchtegern-Herrscher dieser Erde zuletzt freundlich lächeln oder gar herzhaft lachen sehen?

Ich sehe da vielleicht mal ein gequältes Grinsen oder ein hämisches Grinsen, wenn überhaupt, oder?

Was kann das bedeuten?

Für mich sind Lachen und Hoffnung ja eng miteinander verbunden, für Sie bestimmt auch, oder?

Im neuesten politischen Krimi „Black Forest“ von Wolfgang Schorlau geht es um den weiteren Abbau und die Verbrennung fossiler Brennstoffe weltweit, genauer um die Zusammenarbeit politischer und wirtschaftlicher Gruppen in Deutschland in dieser Angelegenheit.

Ich zitiere von Seite 254:
„Im Moment ist Hoffnungslosigkeit das vorherrschende Gefühl in der Gesellschaft. Wir (im Buch der Sprecher einer Agentur, die für eine große Partei arbeitet) fördern und vertiefen dieses Gefühl, indem wir die verschiedenen Aspekte einer großen Dauerkrise so lange wiederholen, bis die Menschen nicht mehr wissen, wo die eine Krise angefangen hat und wo die andere vielleicht aufhört“

Und weiterhin auf dieser Seite im Buch:
„Wer die Hoffnung verloren hat, der zieht sich zurück – ins Private, in die Familie, in die Beziehung, auf die eigene Scholle sozusagen…Er geht nicht mehr hinaus. Er engagiert sich nicht mehr.Er sitzt zu Hause und wird mit schlechten Nachrichten bombardiert. Wir wollen, dass er sich ohnmächtig fühlt, dass er das Gefühl hat, allein im Sturm auf hoher See zu sein…“

Und weiter:
„Es gibt keinen Punkt mehr, an den die Gesellschaft zurückkehren könnte.“

Im Buch empfiehlt die Agentur der Partei den Aufbau dieses Szenariums der Hoffnungslosigkeit und des Gefühls, dass jeder für sich allein und verloren ist, damit dann diese Partei/Gruppierung sich dann als Retterin „profilieren“ kann – und gewählt wird.

Kommt uns das nicht irgendwie bekannt vor?

Der Autor Wolfgang Schorlau ist kein Hoffnungsloser, er schreibt politische Krimis, die alle durchweg perfekt recherchiert sind, deren Handlung fiktiv und doch oft erschreckend vorstellbar und nachvollziehbar ist, aber trotzdem, oder genau deswegen, ist Schorlau ein unverbesserlich optimistischer hoffnungsvoll kämpfender Mensch, sein Nachwort für dieses Buches beginnt mit den Worten „Wir leben in spannenden Zeiten“, keine Spur von Aufgeben!

Ich wünsche mir, dass wir wie Schorlau optimistisch und vielleicht sogar fröhlich bleiben, trotz und wegen allem, denn die fröhlichen guten lebendigen Momente und Erlebnisse in diesem Land, die es immer noch gibt, geben uns Kraft und Mut. Denn wir sind immer noch die Mehrheit, und wir sind nicht allein.

Die folgende Meldung aus der tagesschau vom 22.12.2024 kann eine gute Nachricht sein:

„Fast alle im Bundestag vertretenen Parteien (na, wer hat wohl dagegen gestimmt?) haben sich auf ein Fairness-Abkommen zur Bundestagswahl verständigt…Die „Vereinbarung“ zu einem fairen Bundestagswahlkampf sieht unter anderem vor, auf persönliche Herabwürdigungen oder Angriffe auf das persönliche oder berufliche Umfeld von Politikerinnen und Politikern zu verzichten und respektvoll miteinander zu debattieren. Auf bewusst falsche Tatsachenbehauptungen soll verzichtet werden. Für Aussagen von Dritten, die im Rahmen des Wahlkampfes verbreitet werden, sollen nach Möglichkeit nachvollziehbare Quellenangaben genannt werden.“

Ein klitzekleiner Anfang, oder?

Vielleicht nehmen wir uns für 2025 vor, da näher hinzuschauen, gute Nachrichten zu bemerken und zu teilen.

Selbstverständlich will ich nicht die Welt, dieses Land, mein kleines Leben durch die rosarote Brille anschauen und erleben.

Auch ich bin entsetzt, wenn nur ein paar Tage nach dem Ende des Assad-Regimes in Syrien hier bereits die ersten Pläne aus den Schubladen springen, um die syrischen geflüchteten Menschen aus Deutschland nach Syrien, ja was? Zurück zu bringen?, zurück zu zwingen? Unglaublich! Unmenschlich!

Wenn ich mir die aktuellen Entwicklungen in unserem Nachbarland Österreich anschaue, sorge ich mich ein weiteres Mal um den Zustand und Fortbestand der Demokratie in Europas.

Und angesichts der Aussicht, dass zunächst zumindest in den USA bei facebook und instagram demnächst einfach mal gar kein Faktencheck mehr stattfinden soll, mache ich mir auch Gedanken über die Entwicklungen dieser Gremien hier bei uns in Europa.

Allerdings habe ich keine Lust auf Weltuntergangsgeheule und möchte mich auch nicht vier Jahre an den täglichen nicht nur verbalen Entgleisungen von Trump, Musk und Konsorten, abarbeiten, , ich denke, wir brauchen unsere Kräfte noch.

Ich halte es da lieber wie Karl Valentin: Lächle, wenn es regnet. Denn wenn du nicht lächelst, regnet es trotzdem.

Es gibt im Jahr 2025 so viel zu tun, zu überlegen und zu entscheiden, dazu brauchen wir alle schlauen Köpfe und all unsere Kräfte, wir wollen jetzt nicht nachlassen und nicht resignieren!

Ich wünsche mir und uns, dass wir offene Ohren und Augen behalten für all die tollen und guten Menschen und Erlebnisse, die uns 2025 erwarten, denn wir können diese Welt, dieses Land und unser kleines Leben gestalten.

Also ja, die großen Herausforderungen wie Unfrieden in vielen Regionen der Welt, Klimakatastrophe und die Bedrohung der Demokratie sind 2025 nicht verschwunden, wir wollen nicht aufgeben sondern uns weiter engagieren.

Das Mindeste, Kleinste, was wir für die Demokratie tun können ist, unsere Stimme bei einer Wahl für eine demokratische Partei abzugeben.

Deshalb meine Bitte und mein Appell an Sie: informieren Sie sich und wählen Sie für den Bundestag am 23. Februar 2025 eine demokratische Partei, die den Herausforderungen der nächsten Jahre gewachsen sein kann, die menschenfreundlich ist und die die europäische Gemeinschaft weiter stärken will.

Das ist ein Anfang. Denn Leben, auch politisches Leben, ist Veränderung.

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„5 vor 12 – Zeit für Demokratie“ am 02.11.2024

Wir heißen Ute Nebel und Daniela Groß, wir sind Sozialarbeiterinnen und arbeiten im Stationären Hospiz am St. Augustinus Krankenhaus in Lendersdorf.

Wir möchten Ihnen gern u.a. etwas über Erinnerungen von Menschen berichten, die bei uns im Hospiz gelebt haben. Starten wollen wir mit einem Gedicht, dessen Verfasser vermutlich der Schriftsteller Jorge Luis Borges aus Argentinien war.

Das Gedicht heißt:

Wenn ich mein Leben noch einmal leben könnte
„Wenn ich mein Leben noch einmal leben könnte,
würde ich versuchen, mehr Fehler zu machen.
Ich würde nicht so perfekt sein wollen,
Ich würde mich mehr entspannen.
Ich wäre ein bisschen verrückter, als ich es gewesen bin.
Ich wüsste viel weniger Dinge, die ich wirklich sehr ernst nehmen würde.
Ich würde mehr riskieren, würde mehr reisen.
Ich würde mehr Berge besteigen und mehr Sonnenuntergänge betrachten.
Ich würde mehr Eis und weniger Salat essen.
Ich war einer dieser klugen Menschen,
die jede Minute ihres Lebens vorausschauend und vernünftig leben,
Stunde um Stunde, Tag für Tag.
Oh ja, es gab schöne und glückliche Momente,
aber wenn ich noch einmal anfangen könnte, würde ich versuchen,
nur mehr gute Augenblicke zu haben.
Falls du es noch nicht weißt,
aus diesen besteht nämlich das Leben; nur aus Augenblicken;
vergiss nicht den jetzigen.
Wenn ich noch einmal leben könnte, würde ich von Frühlingsbeginn an bis in den Spätherbst hinein barfuß gehen.
Ich würde vieles einfach schwänzen,
ich würde öfter in der Sonne liegen.
Aber siehst du, … ich bin 85 Jahre alt und ich weiß, dass ich bald sterben werde.“

Ein Gedicht voller Leichtigkeit und Humor aus unserer Perspektive heraus.

Unsere Aufgabe im Hospiz ist es unter anderem, mit unseren Gästen über ihre Lebensgeschichten zu sprechen, um Unerledigtes, Sorgen und Nöte sowie Wünsche und Bedürfnisse erfassen zu können. Und so haben wir im Laufe der letzten15 Jahre eine große Fülle unterschiedlichster Erinnerungen auch aus den Jahren zwischen 1933 bis 1945 und darüber hinaus gehört. Oft sehr Schweres, von Gewalt und Ohnmacht geprägt.
An einigen wenigen Erinnerungen möchten wir Sie ganz kurz teilhaben lassen:

„Ich war als junger Mann in Auschwitz im Konzentrationslager, ich war Geigenspieler, deshalb habe ich überlebt.“

„Mit 14 Jahren habe ich meine Großmutter mit einem Rollstuhl vom heutigen Polen bis ins Rheinland geschoben.“

„Als wir aus der Evakuierung zurückkamen war niemand da, aber meine Katze kam mir plötzlich entgegengelaufen.“

„Mit 15 Jahren wurde ich als Flakhelfer eingezogen. Ich bin weggelaufen und habe mich versteckt. Die Gefahr war mir nicht bewusst…“

„Als ich 10 Jahre alt war, habe ich mich mit meinem besten Freund gestritten, es war der 15. November 1944. Als ich ihn am Tag danach wiedersah, wurde er tot auf einer Tür liegend an mir vorbei getragen. Sein Arm hing unter einem Tuch hervor. Ich habe mich nie mit ihm versöhnen können…“

„1945 bin ich als 18jährige nach Sibirien verschleppt worden. Erst nach drei Jahren durfte ich nach Hause zurückkehren.“

Es gibt viele viele weitere traumatische Erlebnisse aus dieser Zeit und wir sind oft die ersten am Lebensende, mit denen diese Erinnerungen geteilt werden, besonders dann, wenn es um sexualisierte Gewalt geht.
Gewalt gibt es leider in allen Zeiten, aber nicht so geballt und so grausam wie in diesen Jahren.

Das eben vorgetragene Gedicht wäre nach den Erlebnissen unserer Gäste wohl etwas anders verfasst worden. Und wir haben einen Versuch gewagt, das Gedicht heißt immer noch:

Wenn ich mein Leben noch einmal leben könnte
„Wenn ich mein Leben noch einmal leben könnte,
würde ich versuchen, meine Familie zu beschützen.
Ich würde versuchen mutiger zu sein und meine Angst nicht gewinnen lassen.
Ich wüsste viele Dinge, die ich wirklich sehr ernst nehmen würde.
Wenn ich noch einmal leben könnte, würde ich versuchen, früh genug für die Demokratie zu kämpfen und mich nicht einschüchtern lassen.
Ich würde versuchen zu überleben.
Vielleicht aber würde ich versuchen, das Land zu verlassen.“

Beim Schreiben haben wir gemerkt, wie ohnmächtig und sprachlos die damals sehr jungen Menschen dem faschistischen, gewalttätigen und grausamen Regime wohl gegenübergestanden haben mögen. In ihrer Kindheit hatten die Verbrecher bereits die Macht übernommen, was die erwachsenen Menschen nicht verhindert hatten.

Die Erinnerungen unserer Hospizgäste sind oft so berührend, beängstigend und schwer, dass wir uns fragen: Was können wir aus dem Erlittenen der Generationen vor uns verstehen und entsprechend handeln, damit wir und die künftigen Generationen einmal nicht auf solch traumatische Erlebnisse zurückschauen müssen?

Der dänische Philosoph Sören Kierkegaard hat einen sehr beeindruckenden Satz formuliert: Das Leben wird vorwärts gelebt und rückwärts verstanden.

Wenn wir uns vorstellen den Satz: „Das Leben wird vorwärts gelebt und rückwärts verstanden“ zu erweitern, könnte er so lauten:

Das Leben wird vorwärts gelebt und rückwärts verstanden, verstanden auch von Kindern, Enkelkindern und Urenkelkindern.

Wenn wir das tun, könnte das Gedicht von Borges noch mal anders heißen und auch anders lauten. Und wir haben einen weiteren Versuch gewagt:

„Wie ich mein Leben ab jetzt leben will“
Ich will versuchen, mutiger zu sein.
Ich werde aktiv für Demokratie eintreten.
Ich versuche, ein bisschen toleranter zu werden.
Ich weiß einige Dinge, die ich wirklich sehr ernst nehme.
Ich will mehr riskieren und mich mehr einmischen.
Ich werde mehr Politisches sagen und mich mehr für Vielfalt einsetzen.
Ich will schöne und glückliche Momente und gute Augenblicke haben in Freiheit und Vielfalt.
Ab jetzt werde ich die Vielfalt in unserem Lande noch mehr genießen und wertschätzen.
Ich will versuchen, rassistische Äußerungen immer zu kommentieren und darauf aufmerksam zu machen.
All dies will ich versuchen Tag für Tag, Stunde für Stunde.“

Aus dem Hospiz.

Und trotzdem dürfen wir in der Sonne liegen und mehr Eis und weniger Salat essen.

Ein Schlusssatz noch: Ganz viele der Menschen, die in diesem Land Schutz suchen, haben traumatische Erinnerungen und brauchen unsere Unterstützung, damit Ihre schlimmen Erinnerungen möglicherweise ein wenig verblassen können und sie hier in Frieden und Freiheit leben dürfen.

Vielen Dank, dass Sie uns zugehört haben.

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„5 vor 12 – Zeit für Demokratie“ am 19.10.2024

Herzlich willkommen zur heutigen „5 vor 12“ -Demo, bei der es um Sprache, um Sprechen und Zuhören – und auch um die eigene Stimme – auch im übertragenen Sinne geht. Mein Name ist Heike Marré.

Kurzvorstellung: sprech:fähig

  • sprech:fähig zu sein – doppelte Bedeutung – Duden-Definition
    • „mit der Fähigkeit zur menschlichen Sprache ausgestattet“
    • „zur qualifizierten Teilnahme am (gesellschaftlichen, politischen) Diskurs fähig
  • sprech:fähig: frisch gegründeter gemeinnütziger Verein für inklusive politische Bildung und Teilhabe, für Menschen, die sprachlichen Unterstützungsbedarf haben
  • Wir sind hier, um für eine Gesellschaft einzutreten, die Vielfalt schätzt und Inklusion sowie Barrierefreiheit für alle Menschen fördert – für eine inklusive Demokratie
  • Für den Bogen: nur wer sprechfähig ist, ist handlungsfähig

Inklusion:
Jeder Mensch, unabhängig von Herkunft, Hautfarbe, Geschlecht, Religion oder körperlichen Fähigkeiten, hat das Recht, gleichberechtigt an unserer Gesellschaft teilzuhaben. Unterschiede sind keine Hindernisse, sondern Bereicherung.
Partizipation/Teilhabe:
Partizipation ist gelebte Demokratie.
Teilhabe an politischen Prozessen – vom Wählen gehen bis hin zu „sich selbst zur Wahl stellen“. Das geht nicht ohne weiteres. Dafür braucht es –
Barrierefreiheit:
Barrierefreiheit ist ein zentraler Aspekt der Inklusion.
Sie betrifft nicht nur physische Barrieren, wie Treppen oder enge Türen, sondern auch soziale und kommunikative Barrieren.
Wenn wir von Barrierefreiheit sprechen, müssen wir auch die Zugänglichkeit von Informationen, Dienstleistungen und Teilhabe an gesellschaftlichen Prozessen im Blick haben.
Jeder Mensch muss die Möglichkeit haben, seine Stimme zu erheben und aktiv an der Gestaltung unserer Gemeinschaft teilzunehmen.
Dafür steht sprech:fähig.
In einer inklusiven Gesellschaft gibt es keinen Platz für Vorurteile und Diskriminierung!
Wir müssen uns aktiv gegen die Ideologien des Hasses und der Intoleranz stellen. Rechtsextremismus und Rassismus sind nicht nur gesellschaftliche Probleme, sie sind auch Angriffe auf die Menschenwürde.
Sie schaffen eine Atmosphäre der Angst und des Misstrauens, die uns alle betrifft.
Es liegt an uns, eine Kultur des Respekts und der Wertschätzung zu fördern.
Wir dürfen nicht zulassen, dass Hass und Intoleranz unser Zusammenleben bestimmen.
Lasst uns stattdessen Brücken bauen. Nur gemeinsam können wir eine Zukunft schaffen, in der jeder Mensch wertgeschätzt wird.
Heute habe ich Euch und Ihnen dazu eine unserer Ideen für eine Stärkung der Demokratie mitgebracht.

Demokratie:
Demokratie ist keine Selbstverständlichkeit.
Sie braucht das aktive Zutun und das Engagement von uns allen.
Und sie braucht: Sprechen und Zuhören. Sie braucht:
Das Aushalten der Meinung Anderer.
Nur damit wir uns richtig verstehen: Sie braucht auch eine klare Haltung, auf Grundlage des Grundgesetzes. Es geht nicht darum, Verfassungsfeinde anzuerkennen.
Es ist aber ja zu Glück nicht alles schwarz oder weiß, es gibt vieles dazwischen. Es geht grundsätzlich darum, mit Menschen mit den unterschiedlichen Meinungen, unterschiedlichen persönlichen Hintergründen – und auch unterschiedlichen Emotionen – ins Gespräch zu kommen und im Gespräch zu bleiben.
Demokratie braucht das Mit-Machen von allen.
Jede und jeder hat ein Mit-Sprache-Recht.
Jede und jeder hat dafür eine Stimme.
Demokratie wird gemeinsam gestaltet – hier jeden Samstag, aber auch sonst jeden Tag.
Heute möchte ich Format „Sprechen und Zuhören“ von der Bewegung „Mehr Demokratie e.V.“.
Hier geht es darum, unterschiedliche Perspektiven wahrzunehmen, unterschiedliche Meinungen auch einmal stehen zu lassen, Menschen zu Wort kommen zu lassen und sich auf sie einzulassen. Dies ist die Basis dafür, miteinander ins Gespräch zu kommen und darüber dann – später – auch über Themen sprechen zu können, zu denen es unterschiedliche Ansichten gibt.
Es geht darum, auch mit Menschen ins Gespräch zu kommen, die vielleicht NICHT die eigene Meinung teilen – und dabei Meinungsvielfalt zu respektieren und unterschiedliche Meinungen auszuhalten.
Und hierzu möchte ich Sie gern einladen – mit Fragen der „Demokratie-Deckel“, von denen Sie zwei hier auf den Plakaten sehen.
Welche Barrieren betreffen Dich im Alltag?!
Wann hast Du eine andere Meinung anerkannt?!

Demokratie – muss jeden Tag neu gestaltet und neu gelebt werden. Das haben wir auch heute wieder getan.
Zum Schluss hab ich Ihnen Lars Knacken mitgebracht: Inklusion
Inklusive Sprache – exklusive Worte
Inklusive Sprache soll Brücken bauen, nicht mauern.
Manche fühlen sich bevormundet, Andere übergangen. In der Debatte um Worte bleiben viele gefangen.
Wenn Sprache zur Waffe wird, statt zum Instrument, verlieren wir den Dialog, der uns verbindet.Lasst uns reden und zuhören.
Die Vielfalt anerkennen, ohne Zwang und Druck.
Inklusion beginnt im Herzen, nicht im Sprachgebrauch.

Vielen Dank!

Veröffentlicht unter Startseite | Kommentare deaktiviert für „5 vor 12 – Zeit für Demokratie“ am 19.10.2024

„5 vor 12 – Zeit für Demokratie“ am 12.10.2024

Veröffentlicht unter Startseite | Kommentare deaktiviert für „5 vor 12 – Zeit für Demokratie“ am 12.10.2024

„5 vor 12 – Zeit für Demokratie“ am 05.10.2024

Guten Tag sehr geehrte Damen und Herren,
mein Name ist Inge Schumacher. Ich bin Mitglied im Sprecherkreis des Dürener Bündnisses. Wie schön, dass Sie sich Zeit für die Aktion „5 vor 12“ nehmen.

Heute möchten wir uns mit dem Thema „Bildung“ auseinandersetzen.

Was hat Bildung mit Demokratie zu tun? Nun, eine ganze Menge.

Das Recht auf Bildung zählt zum einen zu den Errungenschaften der Demokratie, zum anderen ist der demokratische Staat auf eine breite Bildung seiner Bevölkerung angewiesen, denn sie schafft die Voraussetzungen dafür, dass Menschen fähig sind, als Bürgerinnen und Bürger das öffentliche Leben aktiv mitzugestalten.

Trotz seiner gerade in einem rohstoffarmen Land großen Bedeutung, spielt das Thema „Bildung“ bei politischen Debatten in Deutschland eine viel zu geringe Rolle. Aktuell drängen sich Kriege, Wirtschaftskrise und vor allem Migration in den Vordergrund. In den vergangenen Jahrzehnten wurde aber bereits versäumt, für eine den Herausforderungen unseres Jahrhunderts angemessene personelle und finanzielle Ausstattung des Bildungssystems zu sorgen, und das obwohl die Ergebnisse von Pisa-Studien und Bildungsberichte wiederholt erkennen ließen, dass dringend Handlungsbedarf besteht.

Mit dem Thema „Bildung“ lassen sich aber nun mal keine Wahlkämpfe gewinnen, weil weder die Ergebnisse bildungspolitischer Entscheidungen noch deren Versäumnisse sich innerhalb einer Legislaturperiode erkennen und messen lassen, sondern erst langfristig Wirkung zeigen. Dazu kommt, dass gerade die sogenannten Bildungsverlierer keine Lobby haben.

Worin bestehen denn eigentlich die Hauptprobleme unseres Bildungssystems?

Der Anteil der jungen Menschen, die nicht über hinreichende Basiskompetenzen am Ende einer Bildungsstufe verfügen, ist anhaltend hoch bzw. steigt sogar.  So werden von inzwischen rund 20 % der Grundschüler Mindeststandards in Deutsch, Lesen und Mathematik nicht erreicht. Damit sind die Voraussetzungen für anschlussfähiges Lernen in anderen Fächern und höheren Klassenstufen nicht gegeben und später ist der Zugang zu einer erfüllten Berufstätigkeit oder sogar zur Erwerbsfähigkeit oft nicht möglich.

Noch deutlich schwerwiegender gerade mit Blick auf eine sich zunehmend spaltende Gesellschaft ist die hohe soziale Ungleichheit von Bildung. Schulerfolg ist weiter und sogar noch zunehmend abhängig vom Elternhaus. Das ist nicht hinnehmbar und erfüllt gewiss nicht den Anspruch einer gut funktionierenden Demokratie.

Während nur 32 Prozent der Kinder aus ärmeren und bildungsferneren Familien eine Gymnasialempfehlung erhielten, waren es 78 Prozent der Kinder aus privilegierten Familien. Auch später setzt sich die Ungleichheit laut Bildungsbericht fort. So nehmen unter Akademikerkindern 78 von 100 Kindern ein Studium auf. Bei Kindern von Eltern ohne akademischen Abschluss sind es dagegen nur 25 von 100 Kindern. Die Unterschiede prägen sich nicht erst mit Schuleintritt aus, sondern manifestieren sich bereits im frühen Kindesalter. Der Anteil von Kindern mit Migrationshintergrund die Kitas besuchen ist deutlich geringer, bei frühkindlichen Bildungsangeboten, in Musikschulen und Sportvereinen ist der Anteil von Kindern mit Eltern mit höherem Kontostand oder Bildungsgrad deutlich höher. Schon die Dauer von Vorlesezeiten im Kleinkind- und Vorschulalter unterscheidet sich stark und ist ein Indikator für den späteren Schulerfolg. Die Voraussetzungen von Erstklässlern sind so unterschiedlich, dass selbst bei größtmöglichem Engagement der Lehrkräfte kaum eine angemessene Förderung für alle möglich ist.  Während sich die einen kaum selbstständig aus- und ankleiden können, nicht in der Lage sind, auch nur kurz ihre Aufmerksamkeit auf eine Sache zu richten, keinen Stift halten können, lesen und schreiben andere bereits Wörter oder einfache Texte.

Der bundesweite Bürgerrat Bildung und Lernen hat im vergangenen Jahr eine Reihe von Empfehlungen vorgestellt, wie mehr Chancengleichheit im Bildungssystem zu erreichen ist. Die zentrale Formel des Gremiums lautet: früher, besser und länger gemeinsam lernen.

  • Eine inzwischen getroffene Maßnahme ist die Verabschiedung des sogenannten „Startchancenprogramms“. Nordrhein-Westfalen erhält daraus für mehr als 900 Schulen in schwierigen sozialen Lagen in den kommenden Jahren finanzielle Unterstützung in Milliardenhöhe. Zu den ersten 400 ausgewählten Schulen gehören in Düren die Gesamtschule Heinrich-Böll, die Martin-Luther-Schule, die Paul-Gerhardt-Schule, die Südschule, die Hauptschule Burgauer Allee und die Matthias-Claudius-Schule. Bei der Auswahl der Schulen wurden zwei zentrale Kriterien berücksichtigt: der Anteil von Schülerinnen und Schülern mit Migrationsgeschichte sowie die Armutsgefährdung. Ein Schritt in die richtige Richtung. Doch Geld alleine genügt nicht. Es muss auch gelingen ausreichend pädagogischen Fachkräfte zu finden.
  • Wie es gelingen kann, vorschulische Förderung zu verbessern, muss dringend diskutiert werden. Ist ein verbindliches Vorschuljahr für alle zielführend? Ist es notwendig und möglich das letzte Kita-Jahr verpflichtend zu machen?
  • Ob ein Wechsel in eine weiterführende Schule bereits nach 4 Jahren sinnvoll ist, gehört ebenso dringend auf den Prüfstand.
  • Ganztagsbetreuung muss noch stärker ausgebaut und vor allem qualitativ verbessert werden. Kinder dürfen nicht bloß verwahrt werden, damit sichergestellt ist, dass ihre Eltern einer Erwerbsarbeit nachkommen können, sondern es müssen ihnen gute und ihren Potenzialen entsprechende Angebote gemacht werden.
  • Ein kostenloses, gesundes Frühstücks- und Mittagessensangebot in Kitas und Schulen würde eine gute Grundlage für den Lernalltag schaffen und dazu beitragen, die durch zunehmende Fehlernährung entstehenden Gesundheitskosten zu reduzieren.

Zuletzt noch ein paar Sätze zur Demokratie als Lerninhalt:

Der Soziologe Oskar Negt sagte einmal: „Demokratie ist die einzige Staatsform, die gelernt werden muss.“

Dazu reicht die Vermittlung von Wissen über Demokratie als Staatsform und von Werten wie Menschenwürde, Freiheit, Solidarität und Minderheitenschutz nicht aus. Unterrichtsgänge und -fahrten zum Haus der Geschichte in Bonn, dem ElDe-Haus in Köln, Vogelsang, KZ-Besuche sollten sie ergänzen und in Schulprogrammen festgeschrieben werden.

Schule muss Raum schaffen, um demokratische Prozesse einzuüben, zu diskutieren, Positionen auszutauschen und mitzubestimmen. Oft passiert es, dass gerade die Unterrichtszeiten, die diesen Raum geben könnten, wegen anderer vermeintlich dringenderer Belange ausfallen oder anders genutzt werden. Doch für die Entwicklung zum mündigen Bürger ist das Erlernen von Mitbestimmen, Mitgestalten undd Mitverwalten genauso wichtig wie der Erwerb ausreichender Kenntnisse in Mathe, Deutsch und Englisch.

Bildungspolitik, die sicherstellt, dass alle Menschen die bestmöglichen Kompetenzen erreichen können, ist die beste Sozial- und Wirtschaftspolitik und trägt wesentlich zu Erhaltung der Demokratie bei.

Höhere Investitionen sind nicht nur notwendig, sondern zahlen sich aus.

Veröffentlicht unter Startseite | Kommentare deaktiviert für „5 vor 12 – Zeit für Demokratie“ am 05.10.2024