„5 vor 12 – Zeit für Demokratie“ am 16.03.2023

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,

mein Name ist Saffet Akkas. Ich möchte Sie herzlich begrüßen. Schön, dass Sie bei diesem schönen Wetter gekommen sind. Die Zeit, die Sie sich genommen haben, ist sehr wertvoll, vielen Dank.

Zum fünften Mal versammeln wir uns unter dem Motto „Fünf vor Zwölf“, um für Toleranz, Vielfalt und Demokratie einzustehen.

Heute nehmen wir den Internationalen Tag gegen Rassismus, der am kommenden Donnerstag stattfindet, zum Thema dieser Veranstaltung.

Viele Menschen denken, dass Menschenrechte im 21. Jahrhundert selbstverständlich sind. Doch der Alltag in unserem Land sieht anders aus:

Immer noch werden Menschen wegen ihrer Gesinnung, Herkunft, Behinderung, sexuellen Orientierung, Religion oder aufgrund von Zuschreibungen und Vorurteilen ausgegrenzt, beleidigt, diskriminiert oder sogar angegriffen. Meinungen und Haltungen, die die Menschenwürde verletzen, finden leider zunehmend Zuspruch.

Wohnungssuchende mit nicht Deutsch klingenden Namen haben geringere Chancen einen Mietangebot zu bekommen, Stellenbewerbungen nicht weißer Menschen werden weniger berücksichtigt. Menschen mit vermeintlichem Migrationshintergrund werden häufig nicht in Clubs gelassen und unterliegen verstärkt Polizeikontrollen.

Rechtsextreme schüren Rassismus und versuchen durch Hass und Hetze die Zivilgesellschaft zu spalten. Gegen Kritik verteidigen sie sich mit den Worten „das wird man ja wohl noch sagen dürfen“ und wehren sich gegen Rassismuskritik gerne mit dem Vorwurf der Einschränkung ihrer Meinungsfreiheit.

Doch es gibt auch gute Nachrichten:

Laut einer Studie des Bundesfamilienministeriums sind immerhin rund 70 Prozent der Bevölkerung bereit, sich gegen Rassismus zu engagieren – zum Beispiel, indem sie Geld spenden (37 Prozent), an Demonstrationen teilnehmen (42 Prozent), sich an Unterschriftensammlungen beteiligen (66 Prozent) oder bei rassistischen Aussagen intervenieren (82 Prozent). Besonders stark ausgeprägt ist das Engagement gegen Rassismus in den jüngeren Altersgruppen und bei Menschen mit höherer Bildung.

Es bleibt aber viel zu tun.

Wenn wir hier über Demokratie sprechen, müssen wir uns bewusst sein, dass sie für jeden Menschen gleichermaßen gilt. Wir möchten diese Gelegenheit nutzen, um die Aufmerksamkeit auf diejenigen zu lenken, die seit über 60 Jahren, über vier Generationen hinweg, in diesem Land, in dieser Stadt leben. Diese Menschen haben hier gearbeitet, Steuern gezahlt und haben den klaren Wunsch, weiterhin hier zu leben. Für viele, die als „Menschen mit Migrationshintergrund“ bezeichnet werden, gibt es kein anderes Zuhause – sie sind Bürgerinnen und Bürger Deutschlands.

Warum überhaupt muss der „Hintergrund“ bestimmter Menschen thematisiert oder sogar in den Vordergrund gestellt werden? – und das oft sogar noch, wenn bereits mehrere Generationen in diesem Land aufgewachsen sind. Wir sind doch alle zunächst einmal MENSCHEN und jeder von uns hat seinen ganz persönlichen Hintergrund und sollte selbst darüber entscheiden können, ob und was von seinem Hintergrund er oder sie für besonders erwähnenswert hält.

Denjenigen, die von „Remigration“ sprechen, müssen wir klipp und klar entgegentreten: Diese Begrifflichkeit ist nichts anderes als ein Schleier für rassistische Ansichten. Wir möchten nicht noch mal erleben was in Mölln, Rostock, Solingen, Hanau usw. geschehen ist. Das waren grausamer Morde!

Die Menschen, die hier leben verdienen Respekt und Anerkennung. Die Vielfalt, die sie mitbringen, ist keine Bedrohung, sondern eine Bereicherung.

Lassen Sie uns heute gemeinsam gegen Rassismus angehen und zeigen, dass wir für eine offene, inklusive und diverse Gesellschaft stehen. Wir sind alle Teil dieser Gemeinschaft, unabhängig von unserer Herkunft. Unsere Vielfalt ist unsere Stärke, und gemeinsam können wir gegen jede Form von Ausgrenzung und Vorurteilen kämpfen.

Durch „Wegsehen“ oder „Weghören“ gefährden wir die Demokratie. Umso wichtiger, dass wir miteinander reden – offen und ehrlich – und deutlich Position beziehen, wenn uns im Alltag Rassismus begegnet.

Vielen Dank, dass Sie heute hier sind, um gemeinsam für eine bessere Zukunft einzustehen. Wir sind ein Bündnis für Toleranz, Menschlichkeit und Demokratie und wir werden nicht schweigen, solange unsere Werte in Gefahr sind.

Vielen Dank.

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