Film: Sophie Scholl

2005 lief ein besonderer Film im Kino: Sophie Scholl. Erzählt wird nicht die Lebens-Geschichte der Sophie Scholl, sondern es wird im Februar 1943 angesetzt. Erzählt wird, wie Sophie Scholl und ihr Bruder Hans die Flugblattaktion in der Münchener Uni starten und was danach geschah – bis zu ihrer Ermordung, nach einem 4 tägigen „Prozess“. Der Film basiert auf neuem Material, insbesondere werden Gestapo-Protokolle berücksichtigt, die früher nicht verfügbar waren.

Der Film ist nicht belehrend, er verzichtet auf moralische Apelle oder versteckte Hinweise. In der inzwischen modernen Form des „Berührens durch Berichten“ zeigt der Film die Geschehnisse der damaligen zeit in einer in der Tat neuen Perspektive. Auch wer sich mit der Geschichte bisher nicht befasste, also kein Vorwissen hat, findet hier ein gelungenes Werk, dass sowohl bewegt wie informiert.
Es gibt im Film kein „Zentrum“ im eigentlichen Sinne, auch wenn naturgemäß die Handlung grossteils im Verhörzimmer der Gestapo stattfindet. Insbesondere die „Gerichtsverhandlung“, in welcher der berüchtigte Roland Freisler den Vorsitz führte, wird einer, zum Teil umstrittenen, Art und Weise dargestellt, die schlicht nicht kalt lässt. Gerade Freisler, dessen Name heute als Synonym für die menschenverachtende Justiz der NS-Zeit steht, bekommt hier einen eigenen Platz: Das Beispiel „Weisse Rose“ dient hier als exemplarischer, tiefgehender und bleibender Einblick in ein bis heute nur schwer zugängliches Thema.

Erschienen ist der Fílm inzwischen auch als Doppel-DVD, die eine Bonus DVD mit sehr vielen Hintergrund-Informationen bietet.

Persönliche Anmerkung: Es gibt bis heute sehr viele Stimmen, die das Leben der hingerichteten Geschwister Scholl mitunter differenziert betrachten. Sehr kontrovers ist hier beispielsweise ein Interview im Spiegel mit Sönke Zankerl, welcher der festen Überzeugung ist, die beiden hätten zum Zeitpunkt der Festnahme unter Drogeneinfluss gestanden. In dieser Diskussion geht es aber gerade nicht darum, den Einsatz für den Widerstand oder das erlebte Leid der Betroffenen zu schmälern, und sie darf dazu auch nicht instrumentalisiert werden: Eine solche Diskussion darf bestenfalls dazu dienen, den Einsatz gerade nicht „Halbgöttern“ zuzuschreiben, sondern normalen Menschen. Damit Widerstand, und somit Einsatz für Menschenrechte und Demokratie, gerade nicht das Werk von „Halbgöttern“ ist, sondern etwas das jedem von uns möglich ist.

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