Position der Antifa Düren zu dem Rechercheergebnis von Bettina Oesl

Wir bericheten zum Thema Wamper, hierzu schreibt die Antifa Düren:

Die Historikerin Bettina Oesl hat herausgefunden:

Adolf Hitler war kein Nazi!
So oder ähnlich kann das Ergebnis der Recherche gewertet werden, die Bettina Oesl zu Adolf Wamper durchgeführt hat.
Die Ergebnisse der Recherche wurden am Samstag, 20. Oktober 2012, präsentiert zum 13. Treffen der ehemaligen Kriegsgefangenen in Remagen. Warum eigentlich gerade da?
Demnach sei Wamper Mitglied der NSDAP gewesen und habe als Künstler “ohne Zweifel für das damalige Regime gearbeitet”.
Dennoch zog die Historikerin folgendes Fazit:
1. „Nach Einsicht und Auswertung der mir zugänglichen Akten und Dokumente gibt es keinen Hinweis auf Privilegien, Bereicherungen oder Verbrechen gegen die Menschlichkeit, die Adolf Wamper posthum zum Vorwurf gemacht werden könnten“
2. „Vielmehr sei Wamper, der 1933 in die NSDAP eintrat, im Juli 1948 von einem Entnazifizierungsausschuss als „Entlasteter“ eingestuft wurde, als Mitläufer oder angepasster Künstler zu verstehen.“
Dieses Fazit ist nicht nachvollziehbar denn unsere Rechercheergebnisse lassen durchaus die Bewertung zu: Adolf Wamper war ein aktiver Nazikünstler.
Hier die Fakten:
Mit der Machtübertragung an die Faschisten 1933 trat Wamper der „NSDAP“ bei.
Wamper war von 1933 bis 1945 Mitglied in der „Reichskammer der bildenden Kunst“. Die Reichskammer der bildenden Künste, war eine Institution im Faschismus, welche die Aufgabe hatte, Bildende Kunst zu fördern, die der damaligen Gesinnung entsprach, aber auch solche zu unterdrücken, die ihr widersprach und war damit Teil der Gleichschaltung der Gesellschaft während des Faschismus. Viele bedeutende Künstler die in Gegnerschaft zu den Faschisten standen oder einfach nur weil sie jüdischen Glaubens waren, wurden aus der Kammer entfernt. Als Mitglied dieser Kammer hat  sich Wamper aktiv an der Unterdrückung von  Künstlern beteiligt. Für viele Künstler war dies Existenzbedrohend.
1937, 1940 und 1941 wurden Werke von Adolf Wamper auf der Großen deutsche Kunstausstellung in München ausgestellt. Auf der Ausstellung 1940 konnte Wamper sein kriegsverherrlichendes Werk „Genius des Sieges“  in der Kunstausstellung in München präsentieren. Viele Kunstwerke von bedeutenden Künstlern die der damaligen Gesinnung nicht entsprachen wurden hingegen aus den Galerien entfernt oder vernichtet.
Was die Bereicherung betrifft so waren seine Einkünfte in der Zeit seiner Zusammenarbeit  mit den Nazis nach eigenen Angaben sehr erträglich. Sie betrugen ein Vielfaches dessen, was beispielsweise ein Arbeiter verdient hat. Auf jeden Fall hat ihm seine Mitgliedschaft in der faschistischen Partei finanzielle Vorteile verschafft.
Wamper war vom Kriegsdienst frei gestellt denn er war „Künstler im Kriegseinsatz“. Dies hat er sehr ernst genommen. Seine Plastiken am Olympiagelände in Berlin im Auftrag des Propagandaministeriums und sein Werk „Genius des Sieges“ ausgestellt auf der Kunstausstellung 1940 in München haben das Ziel verfolgt die faschistische Propaganda zu verbreiten und die Kriegsbegeisterung zu erhalten beziehungsweise zu fördern und den Faschismus zu festigen. Für seine Arbeiten am Olympiagelände bekam er von den Faschisten den Olympiaorden.
In dem Krieg, für den Wamper als Künstler im Einsatz war, wurden millionenfach Verbrechen gegen die Menschlichkeit begangen. Wamper hat sich durch sein Engagement für Faschismus und Krieg mitschuldig gemacht an den begangenen Verbrechen.
Die Schlussfolgerungen die Frau Oesl bezüglich der Ergebnisse des „Entnazifizierungsausschuss“ betreffs Adolf Wamper zieht sind nicht nachvollziehbar. Sie geht von der falschen Vorraussetzung aus, dass die Ergebnisse dieser Ausschüsse immer  unumstößliche Fakten zur Grundlage hatten.
Wenn jemand von den Entnazifizierungsausschüssen als „Entlasteter“ eingestuft wurde schloss dies aber häufig nicht aus, das derjenige auch tatsächlich kein „Belasteter“ war.
Wampers „Entnazifizierung“ fand in den westlichen Besatzungszonen in Bielefeld statt. Besonders in diesen Zonen nahmen die Entnazfizierungsausschüsse ihre Tätigkeit nicht besonders ernst und wurden dabei von den Engländern und Amerikanern unterstützt beziehungsweise dazu angehalten. In diesem Zusammenhang bekam der Begriff von „Persilscheinen“ eine neue Bedeutung. Was war ein „Persilschein und wie bekam man diesen? In der Praxis ging dass so: Aus Gefälligkeit, gegen Zahlung von Geld oder nach dem Prinzip eine Hand wäscht die andere bescheinigten sich Menschen gegenseitig, häufig auch bei tieferer Verstrickung in das faschistische System, keine Nazis gewesen zu sein.
Dies wurde in den einzelnen Zonen unterschiedlich praktiziert. Folgende Zahlen sollen dies dokumentieren:
In der sowjetischen Besatzungszone wurden bis zum Ende der Entnazifizierung insgesamt rd. 520 000 Menschen als Nazis, Militaristen und Kriegsverbrecher entlarvt und aus ihren Stellungen entfernt.
In den westlichen Besatzungszonen hingegen wurden bis zum Ende der Entnazifizierung 6 083 694 Fälle untersucht aber nur 1667 wurden als Hauptschuldige und 23 060 als Belastete eingestuft.
Lag dies etwa daran das nach 1945 im Westen weniger Nazis gelebt haben als im Osten? Wir sagen Nein denn das Gegenteil war der Fall. Ein großer Teil der Nazis sind in die westlichen Zonen geflohen aus Angst vor der Rache der „Russen“. In den anderen Zonen hatten sie weniger zu befürchten.  Diese Angst fand unter anderem Nahrung dadurch, weil immer klaren erkennbar war, dass die Faschisten in der Sowjetunion am schlimmsten gewütet hatten. Kaum eine sowjetische Familie hatte keine Opfer zu beklagen.
Die dokumentierten unterschiedlichen Zahlen sind einzig auf die unterschiedliche Handhabung der Entnazifizierung zurück zu führen. In den westlichen Zonen war das Netz großmaschiger. Viele Faschisten wurden dadurch rein gewaschen und konnten mit dem so genannten „Persilschein in der Hand, wider besseren Wissens, behaupten mit den Faschisten nichts gemein zu haben und schon immer Demokraten gewesen zu sein. Einer Kariere nach 1945 stand damit im westlichen Teil Deutschlands nichts mehr im Weg. So kam es das Faschisten in allen gesellschaftlichen Bereichen der BRD, sei es in der Justiz, beim Militär, in der Wirtschaft, der Polizei oder in der Politik wieder führende Positionen einnehmen konnten.
Wamper bekam mit diesem Persilschein 1948 eine Anstellung als Leiter der Bildhauerklasse an der Folkwangschule in Essen. Er blieb dort bis zu seinem Tod.
Beim Einblick in die Entnazifizierungsunterlagen von Wamper fällt auf, dass Fakten von Wamper  bewusst weggelassen wurden. Zum Beispiel seine Tätigkeit an der Weimarer Kunsthochschule. Hier hat er unter der Leitung von Paul Schultze-Naumburg eine Professur angenommen. Schultze-Naumburg war seit 1930 Mitglied der „NSDAP“. Zu seinem Freundeskreis zählten unter anderem Hitler, Goebbels und Himmler. Seit 1932 saß er für die Nazipartei im Reichstag. Schultze-Naumburg war ein aktiver Wegbereiter des Faschismus. Mit seinem Buch „Kunst und Rasse“ war Schultze-Naumburg Vorlagenlieferer der Ausstellung „Entartete Kunst“ von 1937. Auf Grund seiner Mitgliedschaft und seiner Funktion als Vorsitzender im „Kampfbund für deutsche Kultur“ war Schulze-Naumburg mitverantwortlich für die Schließung des Dessauer Bauhaus 1932 und für die Bücherverbrennung 1933.
Ein eingefleischter Faschist wie Schultze-Naumburg hätte diese Professur sicher niemanden angeboten der  „nur“ ein Mitläufer war.
Die in den Entnazifizierungsakten befindlichen Aussagen zu Wamper sind widersprüchlich. So äußert sich ein Bekannter das Wamper sich seiner Meinung nach schon länger innerlich von den Faschisten entfernt hätte.
Trotz der Entfernung hat er aber die ihm angebotene Professur in Weimar angenommen und ist dafür extra aus der Kirche ausgetreten was ihm als Bedingung gestellt wurde. Die passt absolut nicht zusammen! Und so erweckt diese Aussage durchaus den Verdacht, dass es sich wider besseres Wissen um eine Gefälligkeit handelte.
Die aufgezeigten Fakten machen deutlich, Wamper war ein aktiver Faschist. Dadurch hatte er viele Privilegien, er war zum Beispiel vom Kriegseinsatz befreit, konnte seine Werke ausstellen, konnte für damalige Verhältnisse viel Geld verdienen. Er war aber nicht nur Nutznießer sonder auch Akteur des verbrecherischen faschistischen Systems zum Beispiel im Rahmen seiner Mitgliedschaft in der „Reichskammer der bildenden Kunst“ und in diesem Bereich durchaus auch auf Kosten anderer, durch seine Arbeiten am Olympiagelände und durch die Ausstellung seines Werkes „Genius des Sieges“ und durch seine Mitarbeit bei Schultze-Naumburg in Weimar war er aktiv beteiligt an der Verbreitung faschistischer Propaganda.
Deshalb halten wir an unserer Forderungen bezüglich der Gedenkveranstaltung am 16. November in Düren fest. Kein Gedenken vor dem Werk eines Nazikünstlers. Nazikunst aus dem öffentlichen Raum entfernen.
Was das Ergebnis der Recherche der Historikerin Bettina Oesl betrifft  liegt der Verdacht nahe das die Recherche nicht ergebnisoffen sondern mit dem Ziel geführt wurde, dem Nazikünstler Adolf Wamper ein zweites mal einen Persilschein auszustellen nachdem seine Nazivergangenheit öffentlich wurde.“
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