Überlebende des Mädchenorchesters von Auschwitz
4. September, 20:00 Uhr, Jugendzeltplatz Nettersheim
„Die Funktion des Mädchenorchesters in Auschwitz-Birkenau war, am Tor zu stehen und zu spielen, morgens, wenn die Arbeitskolonnen ausmarschierten und abends, wenn sie ins Lager zurückkamen. Wir alle hatten ein schlechtes Gewissen, weil wir sozusagen halfen, dass die Gefangenen im Gleichschritt marsch, marsch, nach unserer Musik marschieren mussten.
Aber es kam noch schlimmer. Die SS befahl uns, am Tor zu stehen und zu spielen, wenn neue Transporte ankamen in Zügen, in denen unzählige jüdische Menschen aus allen Teilen Europas saßen, die auf den Gleisen fuhren, die bis zu den Gaskammern verlegt wurden und die alle vergast wurden. Die Menschen winkten uns zu, sie dachten sicher, wo die Musik spielt, kann es ja nicht so schlimm sein.
Das war die Taktik der Nazis. Sie wollten, dass all die Menschen ohne Kampf in den Tod gehen. Wir aber wussten, wohin sie fuhren. Mit Tränen in den Augen spielten wir. Wir hätten uns nicht dagegen wehren können, denn hinter uns standen die SS-Schergen mit ihren Gewehren.“
Esther Bejarano
(* 15. Dezember 1924 in Saarlouis als Esther Loewy) ist eine der letzten bekannten Überlebenden des Mädchenorchesters von Auschwitz. Die Trägerin des Bundesverdienstkreuzes, Mitbegründerin und Vorsitzende des Auschwitz-Komitees wird im Rahmen des diesjährigen „Klär Dich Auf – Festival zur multikulturellen Vielfalt“ die Besucher mitnehmen in einen Erlebnisbericht im zweiten Weltkrieg: ein anschaulicher und ergreifender Bericht über rechtsextreme Realität, welcher ohne Zweifel das Herzstück der Veranstaltung darstellt. Alle Interessenten sind herzlich zur Veranstaltung eingeladen.