Am 8.2.2008 demonstrierte die NPD, begleitet von einer Gegendemo der Antifa Düren, wieder in Düren. Die Innenstadt war nach inoffiziellen Angaben von etwa 500 Polizisten abgesichert, der Bereich der Schenkelstrasse vom Wirteltorplatz bis runter zur Christuskirche war ganz gesperrt, weswegen Autofahrer Unannehmlichkeiten in Kauf nehmen mussten.
Abgesehen von dieser Sperrung und der offensichtlichen Polizeipräsenz war die Innenstadt, wie immer, frei zugänglich und die Bürger konnten wie gewohnt Einkaufen.
Hinweis: Ein Bericht über die Mitgliederversammlung des Dürener BgR erfolgt in einem eigenen Artikel.
Der NPD-Zug mit Mitte 50 Leuten ging gegen 17.45h am Hauptbahnhof Düren los, zu diesem zeitpunkt hatte sich die Gegendemo (mit ca. 250 Teilnehmern) bereits am Wirteltorplatz zur Zwischenkundgebung eingefunden. Beide Demos verliefen sehr ruhig, zu einem ersten kritischen Punkt kam es, als die NPD (über die Schenkelstrasse) an dem dort wartenden Zug der Antifa-Demo vorbeigeführt wurde, die Polizei war aber durchgehend Herr der Lage.
Der zuerst – wohl als Schweigemarsch – gestartete zug der NPD ging bis zum Dürener Rathaus, wo eine Kundgebung stattfand, bei der dann recht laut aktuelle Forderungen der NPD propagiert wurden Diese wurden von einer ca. 70 Meter entfernten Menge regelmässig mit Buhrufen und Pfiffen quittiert – jedenfalls so lange, bis die Kirchenglocken zu Läuten begannen und man faktisch nichts mehr hören konnte.
In dem Zug wurde ein Sarg mitgeführt, wobei einige Anhänger vorne weg im „Bestatter-Outfit“ mitliefen, während der Schluss des Zuges von Sträflingskleidung ausgemacht war. Hintergrund der Aktion war wohl (?) die symbolische Beerdigung der Multikulturellen Gesellschaft.
Jedenfalls auf dem Wirteltorplatz war von den zuschauenden Passanten zu bemerken, dass man den zweifelhaften Aufzug der NPD nicht verstehen konnte. Während einige äusserten man hätte wohl nicht verstanden dass der Karneval vorrüber sei, meinte eine Passantin neben mir „Dass die immer noch nicht verstanden haben, wie unwillkommen die hier sind“.
Ser viel farbenfroher war die Menge die sich zur Gegendemonstration aufmachte, wobei -wie am 22.9.07- wieder zu beobachten war, dass sich viele Bürger spontan der Demo angeschlossen haben. Der gut zu hörende Demo-Zug bewegte sich wie geplant und hat scheinbar, nicht zuletzt wegen der zentralen Kundgebung auf dem Wirteltorplatz, der viele Passanten zuhören konnten, viele Menschen erreicht.
Nachdem beide Demos beendet waren, kam es wohl noch zu einer Spontandemo der NPD-Anhänger, was zu einem recht lauten Vorabend führte. Das Gebrüll war bis zur Christuskirche zu hören, laut Polizeiangaben gab es aber keine Vorfälle.
Hinweis: Front deutscher Äpfel
Die Dürener Bürger waren zum ersten Mal mit der „Front deutscher Äpfel“ konfrontiert, was sowohl bei Passanten als auch bei Bündnis-Mitglieder für Irritationen und kontroverse Diskussionen sorgte. Ich widme hier daher dem Thema einen eigenen Absatz.
Die „Front deutscher Äpfel“ (kurz: Apfelfront) ist eine satirische Bewegung, entstanden im Jahr 2003 in Leipzig. Sie versucht die Programmatik der Nazis zu verdrehen und ihnen ihre Identifikations-Merkmale streitig zu machen. Viele haben schon bemerkt, dass Nazis immer häufiger auch so genannte „linke Symbole“ nutzen. Die „Front deutscher Äpfel“ versucht nun dieses „Besetzen“ anders herum indem man sich Auftritt, Symbole und Sprache der Nazis bedient, verdreht und dann -mit einem Grinsen- wieder gibt. Kern des Ganzen ist hier der „Apfel“, so dass man Auftritt als „Nationale Initiative gegen die Überfremdung des deutschen Obstbestandes und gegen faul herumlungerndes Fallobst“.
Seltsam mutet dabei dann doch an, wie Fahnen geschwenkt werden die einen weissen Kreis mit schwarzem Apfel auf rotem Hintergrund zeigen. Ein nur flüchtiger Blick lässt da erstmal annehmen es handelt sich in der Tat um Nazis, was auch manche Passanten zu der ersten Annahme verleitete, die Gegendemo wäre nicht von der Antifa sondern von den Nazis. Sehr viel kontroverser ist die Frage, ob man es überhaupt hinnehmen will, dass derartige Parodie genutzt wird, die so nah am Original ist. Wenn man noch die Armbinden dazu sieht, ist Kritik auf jeden Fall berechtigt.
Zum weiteren Lesen verlinke ich hier den Wikipedia-Eintrag sowie die Homepage der „Front deutscher Äpfel“.
Die offizielle Pressemitteilung der Polizei:
Beide Demonstrationszüge bewegten sich in Abständen ab etwa 17.30 Uhr durch die Dürener Innenstadt. Sie wurden kurz nach 19.00 Uhr von den jeweiligen Versammlungsleitern für beendet erklärt. Auch die unmittelbar folgende Spontandemonstration der NPD „Gegen Polizeiwillkür“ verlief störungsfrei. Während an der Veranstaltung der Antifa etwa 250 Personen teilnahmen, wurden bei der NPD-Demo etwa 60 Teilnehmer gezählt.
Ausdrücklich lobt die Polizei die Dürener Bevölkerung, die für die Einsatzmaßnahmen der Polizei, wie aus vielen Gesprächen heraus zu hören war, volles Verständnis zeigte. Mehr als 150 Bürgerinnen und Bürger wandten sich im Laufe des heutigen Tages mit ihren Sorgen und Fragen über das eingerichtete Bürgertelefon an die Polizei.
Weblinks dazu: