Redebeitrag von Sabrina König, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Düren
Gleichberechtigung ist ein Recht – und dieses Recht braucht vor allem eines: Demokratie!
Demokratie bedeutet, dass jede Stimme zählt – unabhängig vom Geschlecht!
Der Internationale Frauentag erinnert uns daran, für Frauenrechte einzutreten und sie zu verteidigen. Doch genau dieses Engagement wird zunehmend von der Rechten vereinnahmt.
Heute tritt der rechte Diskurs oft nicht mehr offen antifeministisch auf. Viele ihrer Forderungen scheinen auf den ersten Blick den Schutz von Frauenrechten zu unterstützen. Doch es geht es ihnen nicht um Gleichberechtigung – sondern um Ausgrenzung. Ihr vermeintlicher „Schutz“ gilt nur bestimmten Frauen: den „heimischen“ Müttern. Frauen mit nicht-traditionellen Lebensmodellen, queere Menschen oder jene mit internationaler Familiengeschichte werden dabei ignoriert oder sogar aktiv ausgegrenzt.
Rechte Ideologien stehen für die Einschränkung reproduktiver Rechte, leugnen die strukturelle Benachteiligung von Frauen und diffamieren feministische Kämpfe als „Genderwahn“.
Es geht ihnen nicht um echte Chancengleichheit. Nicht um ein selbstbestimmtes, freies Leben für alle in einer offenen und gerechten Gesellschaft. Deshalb lasst uns laut sein!
Gegen den Rechtsruck, gegen Rückschritt – und für eine Zukunft, in der alle Menschen, und heute sind besonders Frauen gemeint, frei und sicher leben können.
Redebeitrag des Verein Goldrute e.V.
Der Verein“ Die Goldrute e. V.“ ist eine Organisation, die sich mit Entschlossenheit für den Schutz, die Unterstützung und die Rechte von Frauen einsetzt. Mit leidenschaftlichen Einsatz und unermüdlichen Willen stecken 13 ehrenamtliche Mitarbeiterinnen ihre ganze Kraft und ihr Herzblut in diese Arbeit. In unserem Team werden 15 Sprachen gesprochen. Wir bieten mit unserem Verein Schutz und Hoffnung und geben denen eine Stimme, denen es nicht möglich ist laut zu werden.
Heute am 8. März, dem internationalen Frauentag möchten wir an die Frauen erinnern, die ihr Leben auf unterschiedlichste Art und Weise dem Kampf um die Würde der Frau gewidmet haben. Jina Mahsa Amini, Nawal el Saawadi, Hatun Sürücü um nur wenige zu nennen. Ihr Vermächtnis lebt weiter und treibt uns an.
Wie wir alle wissen, ist dieser Kampf noch nicht beendet, denn während wir heute zusammenstehen, gibt es Millionen von Frauen auf der Welt, die nach wie vor in den Fängen von Gewalt, Diskriminierung und Ausbeutung leben. Tausende von Frauen deren Rechte nach wie vor mit Füßen getreten werden und die unerhört bleiben. Wir sind heute hier um diesen Frauen eine Stimme zu geben.
Das patriarchale System in welchem wir leben verharmlost und normalisiert diese Gewalt derart, dass sie für viele unbemerkbar ist. Doch das Leid ist nicht nur weit entfernt, sondern allgegenwärtig. Wir erleben dieses Leid jeden Tag. Im Jahr 2024 hatte allein unsere Beratungsstelle 216 Fälle, in denen Frauen Opfer von häuslicher Gewalt geworden sind.
Von diesen 216 Fällen sind nur knapp 40% zur Anzeige gebracht worden, was ein Ausmaß der Gewalt erahnen lässt, welches die offizielle Statistik nicht zu erfassen vermag. An jedem 2. Tag findet in Deutschland ein Femizid statt. Alle 3 Minuten wird eine Frau Opfer häuslicher Gewalt.
In Indien sterben jeden Tag 12 Frauen in Folge von Streitigkeiten um die Mitgift.
Im Südsudan sind bis zu 65% der Frauen und Mädchen körperlicher und sexueller Gewalt ausgesetzt.
In Lateinamerika wird alle 2 Stunden eine Frau Opfer eines Femizides.
Frauen und Mädchen in Afghanistan ist der Zugang zu höheren Schulen und Universitäten untersagt.
In etlichen Konflikten werden Vergewaltigungen als Kriegswaffe eingesetzt.
Gewalt gehört zum Alltag von Frauen. Die Konsequenzen der patriarchalen Machtverhältnisse treffen uns alle-in jedem Land der Welt und sind der Kern für Rassismus, Diskriminierung, Sexismus und Unterdrückung.
Heute, am 8. März ist feministischer Kampftag. Doch was heißt eigentlich Feminismus? Vereinfacht gesagt setzt sich Feminismus, insbesondere intersektionaler, inklusiver Feminismus für den Diskriminierungsschutz aller Menschen ein und erkennt die Vielfalt der Geschlechteridentitäten und die Selbstbestimmung aller Personen an.
Leider können wir nicht davon ausgehen, dass mit der Zeit die Rechte von Frauen und genderqueeren Menschen erstarken.
Nur für Deutschland gesprochen war die extreme Rechte seit Gründung der Bundesrepublik noch nie so stark gesellschaftlich verankert und akzeptiert wie aktuell. Mit dem Erfolg der AfD geht nicht nur eine immer schneller werdende Normalisierung ihrer rechtsextremen Inhalte einher, sondern auch die Erstarkung ihrer antifeministischen Gesinnung.
Wie können wir als Community und Gesellschaft also nun handeln?
1.Wir können Hinschauen:
Jede:r von uns kann aufmerksam sein und bei Verdacht auf Gewalt Hilfe suchen. Ein Anruf beim Hilfetelefon kann Leben retten.
2. Lasst uns Tabus brechen:
Gewalt ist nie das Verschulden des Opfers. Reden wir offen über die Problematik und ermutigen Betroffene, sich zu melden.
3. Wir brauchen mehr Bildung und Prävention:
Lasst uns in Schulen und Communities über Gleichberechtigung und Respekt aufklären, um Gewalt langfristig zu verhindern.
4. Wir können Engagement zeigen:
Lasst uns Frauenhäuser, lokale Hilfsorganisationen und Initiativen, die sich gegen Gewalt einsetzen, unterstützen.
5. Lasst uns der Intersektionen bewusst sein, die einige Frauen besonders gefährden: Herkunft, Rassifizierung, trans sein, prekäre Lebensumstände, Behinderungen
Ich bin eine Frau und Frauen haben einen besonderen Platz in meinem Leben. Wir sind miteinander verbunden. Audre Lorde sagte einst „Ich bin nicht frei, solange irgendeine Frau unfrei ist, auch wenn ihre Fesseln nicht meine sind.“
Und deswegen werden wir nicht ruhen, bis jede Frau, an jedem Ort, in voller Würde und Freiheit leben kann.
An die Regierung und das Land Nordrhein-Westfalen richten wir heute klare Forderungen:
- Mehr Schutz für Frauen!
Die Mittel für Frauenhäuser und Schutzunterkünfte müssen deutlich erhöht werden, damit jede betroffene Frau sofort einen sicheren Ort findet. - Strengere Gesetze!
Wir fordern einen effektiven rechtlichen Schutz für Frauen, die Opfer von Gewalt werden. - Prävention!
Es braucht mehr Programme zur Aufklärung und Sensibilisierung, um Gewalt gegen Frauen schon in der Gesellschaft zu verhindern. - Mehr Unterstützung für Opfer!
Frauen, die Gewalt erfahren haben, müssen ernst genommen und umfassend unterstützt werden – sowohl rechtlich als auch psychologisch.