„Guten Draht zu jungen Leuten”
Das Dürener Bündnis gegen Rechtsextremismus, Rassismus und Gewalt besteht seit fünf Jahren. Interview mit Ludger Dowe und Gunter Derichs vom Sprecherkreis. „Einen Mitmach-Effekt erreicht.“
Knapp 1000 Menschen sind vergangene Woche durch Düren gezogen, um gegen Rechtsextremismus, Rassismus und Gewalt zu demonstrieren. Anschließend hat in der Marienkirche die Vollversammlung des Dürener Bündnisses gegen Rechtsextremismus, Rassismus und Gewalt stattgefunden. War die Veranstaltung ein Erfolg? Und wo möchte das Bündnis seine Schwerpunkte für die Zukunft setzen. Fragen, die „DN“-Mitarbeiterin Sandra Kinkel im Gespräch mit Ludger Dowe (72) und Gunter Derichs (68) vom Sprecherkreis des Dürener Bündnisses besprochen hat.
Waren Demonstration und Vollversammlung für Sie ein Erfolg?
Ludger Dowe: Durchaus. Wir waren beim Losgehen 600 Menschen, und im Laufe der Demonstration sind es immer mehr geworden. Zum Schluss waren es fast 1000 Teilnehmer. Bei unserer Versammlung war die Marienkirche mit 800 Leuten voll besetzt. Sehr schön war zum Beispiel, dass die komplette Mannschaft von Evivo Düren mit ihren Trainern bei uns zu Gast war. Gunter Derichs: Es war sehr gut, dass Menschen ganz unterschiedlicher Generationen an der Demonstration teilgenommen haben. Das hat allen gezeigt, dass man keine Angst zuhaben braucht, an so einer Demo teilzunehmen und durchaus auch Kinder mitnehmen kann.
Wie bewerten Sie die aktuelle Situation hinsichtlich Rechtsextremismus in Düren?
Derichs: Es macht uns Sorge, dass Rene Laube, Ingo Haller und Rene Rothanns, die ja nicht mehr zur NPD gehören, in Düren eine eigene Wählergruppierung gründen möchten und auch gesagt haben, dass ihnen die NPD in Düsseldorf nicht extrem genug ist. Da muss man sehen, wie sich das entwickelt.
Dowe: Grundsätzlich kann man sagen, dass es in den vergangenen Monaten relativ ruhig gewesen ist. Es gab keine rechten Aufmärsche, wohl aber immer wieder einige Schmierereien.
Was hat das Bündnis seit seiner Gründung erreicht?
Derichs: Eine Demonstration mit 1000 Teilnehmern zeigt deutlich, dass wir in Düren als Gruppe wahrgenommen werden, die gewaltfrei gegen Rassismus, Rechtsextremismus und Gewalt kämpft. Wir haben sicher bei der Bevölkerung einen Mitmach-Effekt erreicht. Und es ist uns gelungen, auch die Migrantenvereine in Düren mit ins Boot zu bekommen.
Als das Bündnis vor fünf Jahren gestartet ist, haben Sie sich vorgenommen, viel Arbeit in den Schulen zu leisten. Mein Eindruck ist, dass das in den vergangenen Jahren deutlich nachgelassen hat.
Dowe: Der Eindruck ist falsch. Wir gehen in die Schulen, wenn das gewünscht wird und sprechen mit den Schülern. Außerdem unterstützen wir regelmäßig auch Schulveranstaltungen zum Thema Rechtsextremismus finanziell.
Derichs: Durch Jo Ecker und seine hervorragende Aktion „Fußballvereine gegen Rechts“ kommen wir auch durch den Sport an die Jugendlichen ran.
Ohne Ihnen zu nahe treten zu wollen: Das Durchschnittsalter im Bündnis-Sprecherkreis liegt durchaus im höheren Bereich.
Derichs: Ohne Zweifel, aber den jüngeren Leuten fehlt einfach die Zeit, mitzuarbeiten. Trotzdem glaube ich aber, dass wir vom Sprecherkreis noch einen guten Draht zu den jungen Leuten haben. Das merke ich zum Beispiel, wenn ich vor Schulklassen stehe.
Ist die Dürener Antifa bei der Vollversammlung aus dem Bündnis ausgetreten?
Derichs: Nein, die Antifa lässt ihre Mitgliedschaft im Bündnis derzeit ruhen. Dowe: Die Antifa hat in einen Schreiben und auch in einen Statement bei der Vollversammlung am Freitag verschiedene Punkte an der Arbeit des Bündnisses kritisiert. Über diese Kritik werden wir im Sprecherkreis in unserem nächsten Treffen nach Karneval diskutieren und den Mitgliedern der Antifa danach unsere Ergebnisse mitteilen. Dann müssen wir sehen, wie sich die Zusammenarbeit weiter gestalten.