Veranstaltungsreihe in Aachen

des AK Kein Vergessen!, des AK Antifa Aachen und der AFA-Nederland

Am 28. Oktober 2009 beginnt um zehn Uhr vor der Kammer 52 am Landgericht Aachen einer der letzten NS-Verbrecher- Prozesse. Angeklagt ist der 88-jährige Heinrich Boere, ein Angehöriger des SS-Sonderkommandos Feldmeijer. Dieses Kommando ermordete unter dem Codewort Silbertanne mehr als 50 vermeintliche Sympathisanten und Sympathisantinnen der Widerstandsbewegung in den Niederlanden.
1947 konnte Boere unter ungeklärten Umständen aus der alliierten Kriegsgefangenschaft fliehen. Er kam nach Deutschland und lebte seitdem unbehelligt in Eschweiler bei Aachen. In den Niederlanden wurde er nach dem Krieg zunächst von einem Sondergericht in Amsterdam wegen Mordes zu Tode verurteilt, dieses Urteil wurde später umgewandelt in lebenslange Haft. Niederländische Auslieferungsgesuche werden bis heute von der deutschen Justiz abgelehnt. Boere ist nicht der einzige NS-Täter, der nicht zur Verantwortung gezogen wurde und der noch heute auf der Liste des niederländischen Justizministers steht.

Der Prozess gegen Boere wird mit Unterstützung der Stiftung Erinnerung Lindau, der VVN-BdA Aachen, der Fachschaft Philosophie, dem Institut für Politische Wissenschaft an der RWTH Aachen und der FAU-Aachen mit einer Veranstaltungsreihe begleitet:

Dienstag, 27.10.2009

VHS Aachen, 2.Etage: Forum Beginn 19:00 Uhr
Der Silbertannen-Mörder Heinrich Boere vor Gericht!

Eine Veranstaltung mit Teun de Groot, Sohn des von Heinrich Boere ermordeten Teun de Groot, Arnold Karskens, Journalist aus Amsterdam, Detlev Hartmann, Rechtsanwalt aus Köln und Vertreter der Nebenklage und Stephan Stracke, Historiker aus Wuppertal
In der Veranstaltung wird neben einem Fokus auf Heinrich Boere auf andere niederländische NS-Täter eingegangen. Denn Boere ist nicht der einzige niederländische NS-Verbrecher, der auf der Liste des niederländischen Justizministers steht. An den Lebenswegen dieser Kollaborateure lässt sich exemplarisch der deutsche Umgang mit NS-Tätern nach 63 Jahren bilanzieren. Die Referenten werden zudem die deutsche Fluchthilfe für europäische SS‘ler beleuchten, die auch ein Stück Aachener Stadtgeschichte schreibt.

Mittwoch, 28. Oktober:

Prozessauftakt. Kundgebung vor dem Aachener Landgericht ab 9.00 Uhr

Freitag, 6.11.2009:

Haus Löwenstein, Markt 39, Beginn 19.00 Uhr
Die SS in den Niederlanden

In den Niederlanden war die SS während des Zweiten Weltkriegs präsenter als in den anderen besetzten Ländern Westeuropas. Der Unterdrückung des niederländischen Widerstandes und der Durchsetzung der nationalsozialistischen Rassepolitik stand der Versuch gegenüber, niederländische Kollaborateure für das „Neue Europa“ der SS zu gewinnen. Thomas Müller beleuchtet in dem Vortrag den historischen Kontext des „Falles Boere“.

Freitag, 13.11.2009

Haus Löwenstein, Markt 39, Beginn 19.00 Uhr
Neuer Nationalismus und der bundesdeutsche Umgang mit NS-Verbrechen

Der Referent wird in seinem Vortrag den aktuellen und historischen Umgang mit NS Verbrechen darstellen und die Frage stellen, ob im Umgang mit deutscher NS-Geschichte ein Paradigmenwechsel stattgefunden hat, der Entscheidungen wie die Rehabilitierung von Deserteuren ermöglicht. Auch wird es um einen Wandel nationalistischer Diskurse gehen, der mit der Parole „Nie wieder Faschismus, nie wieder Krieg“ hin zu der erstmals von Joseph Fischer hervorgebrachten Argumentation genau wegen Auschwitz wieder Angriffskriege zu führen, umrissen werden kann. Der Referent wird sich auf die Suche nach Antworten begeben, warum heute doch noch einzelne Prozesse gegen NS-Verbrecher stattfinden, die seit 60 Jahren verweigert wurden und was das mit dem „Ansehen Deutschlands in der Welt“ zu tun hat.

Freitag 20.11.2009

Haus Löwenstein, Markt 39, Beginn 19.00 Uhr
Das Fortwirken der NS-Kollaborateure auf europäischer Ebene

Die Nichtverfolgung zahlreicher NS-Verbrechen hatte viele Folgen. Neben den persönlichen Dimensionen, gerade für die Opfer des NS und deren Angehörigen ermöglichte die ausbleibende Strafverfolgung den Tätern, NS-Ideologie weiterhin zu forcieren, sich zu re-organisieren und ihr Wissen weiterzutragen. Der Referent Jörg Kronauer beleuchtet in der Veranstaltung die Strukturen von NS-Kollaborateuren auf europäischer Ebene nach dem NS. Es wird um Kontinuitätslinien alter Nazis zur aktuellen extremen Rechten gehen, um das Fortwirken der alten NS-Kollaboration bis heute.

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