Sendungshinweis: Ich will mein Kind zurück

Das ZDF-Magazin „37°“ hat eine interessante und sehenswerte Reportage zum Thema Rechtsextremismus der eigenen Kinder verfasst. Dazu ein Bericht von „Berlin-Online„:

Deutlich wird dabei, dass die Neonazis keineswegs aus prekären oder politisch vorbelasteten Familien stammen. So waren die Eltern komplett überrascht und blieben machtlos gegenüber der Hinwendung der Kinder zu rechtsradikalen Gruppen. Ein Vater, engagierter Sozialdemokrat, setzte vergeblich auf Strenge, eine Mutter ging mit ihrem Sohn in eine KZ-Gedenkstätte – und wurde ausgelacht. Sie musste den Jungen wenig später aus der Wohnung werfen und sich dafür als „Judensau“ beschimpfen lassen. Da hilft auch keine Super-Nanny mehr. Deutlich wird vor allem, dass Eltern so früh wie möglich reagieren müssen – ein Sohn hatte schon als Achtjähriger mit den Rechten zu bolzen begonnen und war später auf deren Musik eingestiegen.

Die Sendung lief am 25.3.08 um 22.15h im ZDF, Informationen dazu auf der Webseite. Wiederholt wird es heute um 19.30h, die Sendung ist aber jederzeit verfügbar im Internet unter http://wstreaming.zdf.de/zdf/veryhigh/080318_kind_zurueck_37g.asx

Der Text laut ZDF zur Sendung:

Elke B. wurde endgültig klar: Ihr Sohn ist Neonazi. Das war vor acht Jahren, heute gehört der inzwischen 23-Jährige zur Nazischlägerszene und ist mehrfach vorbestraft. Elke B. hat ihren Sohn vor fünf Jahren das letzte Mal gesehen. Damals hat sie ihn mit Hilfe der Polizei aus der Wohnung geschmissen, nachdem er „Judensau“, „Judendreck“ an die Wände geschmiert und die halbe Wohnung seiner Mutter zertrümmert hatte.

Rechtsrock und Hakenkreuz
Wenn Kinder zu Neonazis werden, ist in den Familien nichts mehr wie vorher. Die Eltern bekommen in der Regel nicht mit, wenn die ersten Kontakte ihrer zwölf- bis 13-jährigen Kinder in die Naziszene hinein entstehen. Erst wenn sich das Outfit ändert, wenn Rechtsrock-Musik aus dem Kinderzimmer dröhnt und das erste Hakenkreuz an der Wand hängt, fallen die Eltern aus allen Wolken. Dann aber ist es oft schon zu spät. Die Kinder sind bereits in der Clique verankert und haben sich von ihren früheren Freunden getrennt.

Michael F. hat diese Erfahrung machen müssen. Sein Sohn ist gerade 18 Jahre alt geworden und macht sein Abitur. Vor vier Jahren wurde der Vater von der Schule vorgeladen, der Direktor eröffnete ihm, sein Sohn würde durch Neonazi-Parolen im Unterricht auffallen. „Seitdem ist Krieg bei uns zu Hause. Das ging soweit, dass wir eine Familientherapie machten, um mit dem Problem umzugehen, dass unser Sohn sich bei den Rechtsradikalen engagiert“, sagt Michael F.. Sein Sohn wohnt noch zu Hause und konfrontiert die Eltern täglich mit rechtsradikalem Gedankengut.

Untertauchen als sicherste Variante
Wenn jemand dann doch den Ausstieg aus der Szene schafft, muss er sich in der Regel verstecken, um sich vor Racheakten zu schützen. Timo A. wagt sich nach draußen. Er war sechs Jahre lang Neonazi, bevor er den Ausstieg schaffte. Heute ist er 23 und erinnert sich mit seiner Mutter Kathrin H. an diese entsetzliche Zeit. Sie gab ihn niemals auf. Für Timo war der Rückhalt seiner Mutter, die ihn trotz seiner Nazi-Zugehörigkeit immer liebte, die Stütze überhaupt, um der Szene den Rücken zu kehren.

Die 37 Grad-Sendung „Ich will mein Kind zurück“ erzählt vom Leiden der Eltern, deren Kinder sich als Neonazis bekennen. Berichtet wird über den täglichen Familienkrieg, der Beziehungen zerstören kann. Der Film erzählt aber auch vom Kampf der Eltern, die niemals aufgeben und die bis zum Schluss daran glauben, dass ihre Kinder zu ihnen zurückkehren – ohne Glatze, Springerstiefel und Hakenkreuz. So wie Timo A..

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