Stellungnahme der Antifa Düren zu einem Leserbrief in der DZ

Helmut Rösseler aus Hürtgenwald meldete sich per Leserbrief in der Dürener Zeitung (DZ) zur Anti-Nazi-Demonstration in Düren-Merken am 6. März zu Wort.

Der Ort der Veröffentlichung des Pamphlets verwundert, da der DZ-Redakteur Jörg Abels in dem Artikel, auf den sich der Leserbrief bezieht, mit keiner Silbe erwähnte, dass neben Jo Ecker (Initiative „Fußballvereine gegen Rechts“), Susanne Rössler (Sprecherkreis des Dürener Bündnis gegen Rechts) und Bürgermeister Paul Larue (CDU) auch ein Redner der Dürener Antifa-Gruppe zu den Versammlungsteilnehmern in Merken gesprochen hat.

Der CDU-Mann meint, die Antifa wäre fehl am Platze gewesen, der Antifa-Redner habe sich gar „unverschämt“ benommen. Schwer im Magen liegt den Vossenacker offenbar, dass im Redebeitrag der Antifa auch die Kriminalisierungsversuche der Justizbehörden gegen Antifaschisten kritisierte und zur Solidarität mit den Betroffenen von Ermittlungsverfahren aufgerufen hatte.

Konkret ging es in dem Redebeitrag um die polizeilichen Ermittlungen gegen einen Dürener Antifaschisten, dem vorgeworfen wird, öffentlich zu „Straftaten“ aufgerufen zu haben. Offensichtlich geht es dabei um Flyer, die zu den Massenblockaden gegen den größten regelmäßigen Aufmarsch von Neonazis in Europa am 13. Februar in Dresden mobilisierten. Dank des zivilen Ungehorsams von mehr als 10.000 AntifaschistInnen und Antifaschisten aus verschiedenen Zusammenhängen ist es in diesem Jahr erstmals gelungen, die Neonazi-Demonstration in Dresden zu verhindern. Dafür werden Antifaschisten vom Staat verfolgt, während Neonazis in der Region weitgehend Narrenfreiheit genießen.

Gleichzeitig lobte Rösseler den Redebeitrag von Bürgermeister Larue, der sich aus unserer Sicht mindestens Zweidrittel seiner Rede hätte sparen können. Denn diese war geprägt von hohlen Phrasen, leeren Floskeln und einer unredlichen Gleichsetzung von Links und Rechts unter dem Deckmantel der „Extremismusbekämpfung“. Auf die gesellschaftlichen Zusammenhänge, die den Neofaschismus begünstigen ging er ebenso wenig ein wie auf strukturellen Rassismus in Form von Sondergesetzen gegen Migranten, den fortschreitenden Abbau von demokratischen Rechten und den Ausbau des Überwachungsstaates oder grundgesetzwidrige Kriegseinsätze der Bundeswehr wie in Afghanistan. Für diese Rechtsentwicklung trägt die Partei von Bürgermeister Larue maßgeblich Verantwortung.

Helmut Rösseler meint, dass Dürener Bündnis gegen Rechts solle die Zusammenarbeit mit der Antifa genau beobachten und der Gruppe keine Plattform mehr bieten. Wir erinnern in diesem Zusammenhang daran, dass auf Initiative der Antifa Düren im Sommer 2006 erste Gespräche zwischen Vertretern der Gewerkschaften, der Evangelischen Kirche und der Antifa-Gruppe stattfanden, die schließlich in der Gründung des Bündnisses mündeten.

Die Ambition von Helmut Rösseler, die Antifa Düren mit dem Leserbrief zu diffamieren, erschließt sich, wenn man ein wenig über die Hintergründe des Hürtgenwalder Lokalpolitikers weiß: Rösseler ist maßgeblich im „Geschichtsverein Hürtgenwald e.V.“ und im Förderverein „Windhunde mahnen zum Frieden e.V.“ aktiv. Ersterer unterhält das unsägliche und tendenziell geschichtsrevisionistische Museum „Hürtgenwald 1944 und im Frieden“, dass nicht nur von Antifaschisten, sondern auch von Historikern energisch kritisiert wurde. Letzterer betreibt in Vossenack ein „Mahnmal“, an dem alljährlich „alte Kameraden“ der Wehrmacht, Bundeswehrsoldaten und bürgerliche Militaristen aufmarschieren. Nicht von ungefähr zog die unkritische Selbstdarstellung mehrfach Neonazi-Gruppen nach Hürtgenwald-Vossenack. Rösseler steht also an der Seite der ehemaligen Täter. Die schwarz-braunen Umtriebe in Hürtgenwald werden bei anderer Gelegenheit ausführlich thematisieren. Es ist ein Skandal, dass Rösseler sich mit Geschitsverein und Windhunde-Förderverein gegen den Widerstand der Antifa Düren und anderer Mitglieder in das Dürener Bündnis einmogeln konnte.

Dokumentation

Die Antifa war fehl am Platze

Helmut Rösseler aus Hürtgenwald äußert sich zu den Berichten rund um die Anti-Nazi-Demo in Merken.

Die Demo in Merken war ein voller Erfolg! Es war beeindruckend, in Merken mehr als 700 Menschen zu sehen, die der braunen Gesinnung eine Absage erteilten und sich solidarisch mit den Einwohnern zeigten. Der stille Zug zur Kirche war bewegend. Die Worte von Pastorin Rössler und Bürgermeister Larue fand ich zutreffend und gut. Als völlig fehl am Platze und bei einer solchen Gelegenheit unverschämt benahm sich der Antifa-Sprecher. Das sich sich einzelne dieser Gruppe vom Staat verfolgt fühlen, liegt alleine an ihren chaotischen Auftritten. „Währet den Anfängen“ ist die richtige Taktik des Rechtsstaates und auch das „Bündnis“ sollte die Zusammenarbeit mit der Antifa genau beobachten, daraus Konsequenzen ziehen und deren Mitglieder keine Plattform dieser Art mehr bieten. Es schadet der Sache.

(Dürener Zeitung vom 12. März 2010)

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