Informationsbrief an unsere Mitglieder

November 2021

Liebe Mitglieder des
Dürener Bündnis gegen Rechtsextremismus,
Rassismus und Gewalt

Der Sprecherkreis möchte die Mitglieder mit diesem Informationsbrief über den Stand des Projekts: „Sinti und Roma in Düren“ informieren.

Für das Jahr 2021 hatten wir im Sinne unseres Engagements gegen rassistisches Denken und Handeln einen Schwerpunkt auf das Schicksal der Sinti und Roma gelegt. Inhalt sollte die Aufarbeitung und Aufdeckung der mörderischen Aktionen gegen die Dürener Sinti*zze während der Nazidiktatur, die Darstellung der Schwierigkeiten der Überlebenden in der Nachkriegssituation sowie die heutige Situation von Sinti und Roma sein.

Eine Projektgruppe hatte eine Ausstellung in der Annakirche unter dem Leitgedanken „Sinti und Roma, Geschichte, Kultur und ihre Spuren in Düren“, den Film: „Bis Weihnachten – vielleicht“ von R.Wirtz und M.Gier, eine Autorenlesung des historischen Romans “Taterndorf“, sowie mittelfristig die Errichtung eines Mahnmals für die in der NS-Zeit verfolgten und ermordeten Sinti aus Düren geplant.

Nach einer Reihe von vermeintlichen Missverständnissen, Falschaussagen, persönlichen Angriffen, bis hin zur Androhung einer Demonstration gegen die Ausstellung seitens einzelner Sinti aus Deutschland über Wochen hinweg, hat der Sprecherkreis Anfang November kurzfristig beschlossen, nur den Film: „Bis Weihnachten – vielleicht“ am 16.11. im Lumen ausschließlich vor geladenen Gästen zu zeigen. Der Film hinterließ bei den Zuschauern einen tiefgreifenden Eindruck. Es geht eine starke Kraft von diesem Film aus. Er regt nach unserer Einschätzung den Zuschauer an, sich wieder einmal mit dem Rassismus und NS Gewalt auseinander zu setzen. Diesen Eindruck vermittelte auch der Zeitungsbericht in der Dürener Nachrichten vom 19.11.2021 von Markus Niederhöfer.

Aus der Vielzahl der Rückmeldungen an dieser Stelle ein Kommentar:

„Ich war wirklich beeindruckt von dem Film. Er hat auf einfachste Weise die Grausamkeit dieser Zeit gezeigt – ja aus dem Innern dieser Familie eben. Ich glaube, deswegen war man auch so berührt davon, weil man das Gefühl hatte, Teil dieser Familie zu sein, so als ob sie dir das am Tisch beim Essen erzählen. Wirklich ganz große Leistung, was ihr da geschaffen habt. Ich bin extrem beeindruckt von eurer aller Leistung und extrem stolz auf euren Mut, so etwas zu machen. Auch dem Thema wegen. Ich freue mich, dass vor allem junge Leute von dem Film so angetan waren. Besonders für die junge Generation ist es wichtig, über diesen dunklen Teil unserer Geschichte gut informiert zu sein. Danke für den Film und danke, dass ich dabei sein durfte.“ Familie

Da der Film bei einigen Wettbewerben angemeldet ist bzw. werden soll, ist es notwendig, dass der „Weltpremiere-Status“ erhalten bleibt. Es ist geklärt, dass diese einzige Vorführung vom 16. November 2021 keinen Einfluss auf diesen Status hat.

Die zu 90% fertige Ausstellung, die Autorenlesung sowie unser Bemühen um ein Mahnmal haben wir auf das nächste Jahr in der Hoffnung auf eine wohlwollende Reaktion seitens der Sinti und Roma aus Deutschland und breitere Unterstützung der Dürener Sinti und Roma verschoben.

Den Film möchten wir allerdings baldmöglichst schon unseren Bündnismitgliedern in einer internen, geschlossenen Vorführung zeigen. Dazu bieten sich Gedenktage, wie z.B. der Jahrestag der Befreiung von Auschwitz am 27. Januar oder das Kriegsende am 8. Mai an.

>>> Bitte melden Sie uns für eine konkretere Planung per Mail zurück, ob Sie an der Teilnahme an einer internen, geschlossenen Vorführung des Films „Bis Weihnachten – vielleicht“ interessiert sind. <<<

Wir bedauern außerordentlich, dass wir Sie nur nachträglich über die Filmvorführung informieren können, um wenigstens die Filmpremiere nicht gefährdet zu haben.

Zuletzt wünschen wir Ihnen einen guten Jahresabschluss 2021, ein erfolgreiches neues Jahr und bleiben Sie gesund.

Ihr Sprecherkreis des
Dürener Bündnis gegen Rechtsextremismus, Rassismus und Gewalt

Saffed Akkas, Gunter Derichs, Jo Ecker, Marliese Gier, Emmanuel Ndadaho, Karl Panitz, Inge Schumacher

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Informationsbrief an unsere Mitglieder


August 2021

Liebe Mitglieder des                 
Dürener Bündnis gegen Rechtsextremismus,
Rassismus und Gewalt

Der Sprecherkreis möchte die Mitglieder mit diesem Informationsbrief über unsere zukünftigen Aktionen informieren.

Während der letzten 18 Monate waren wir Corona bedingt in unseren Aktivitäten und Treffen sehr eingeschränkt. Wir sind jetzt seit etwa 3 Monaten wieder gestartet und haben uns folgende Schwerpunkte vorgenommen:

Für die Bundestagswahl am 26. September planen wir 2 Informationsstände am Samstag, den 18. und 25. September in der Dürener Innenstadt. Es ist uns be­wusst, dass bis zu diesen Terminen bereits viele Wählerinnen dann schon die Stimme als Briefwähler abgegeben haben. Trotzdem müssen wir als BgR Prä­sens zeigen und den Wählerinnen und Wählern Informationen zur nichtwählbaren AfD anbieten und sie zu einer kleinen Aktion einladen.

NRWeltoffen ist ein Förderprogramm des Landes NRW, welches Kommunen in der Präventionsarbeit gegen Rechtsextremismus und Rassismus stärken soll. Seit 2017 wird das Förderprogramm gemeinsam zwischen dem Sozialdienst ka­tholischer Frauen Düren (SkF Düren) und dem Dürener Bündnis gegen Rechts­extremismus, Rassismus und Gewalt durchgeführt. Im Rahmen des Programms wurde ein lokales Handlungskonzepte gegen Rechtsextremismus und Rassismus erarbeitet und wird fortlaufend weiterentwickelt. Das lokale Handlungskonzept ge­gen Rechtsextremismus und Rassismus reagiert auf aktuelle Entwicklungen und bündelt präventive Maßnahmen gegen Rechtsextremismus und Rassismus. Hier­bei wird intensiv mit zivilgesellschaftlichen Akteuren zusammengearbeitet.
Im Kreis Düren wurden bereits zahlreiche Maßnahmen in Zusammenarbeit mit dem Dürener Bündnis gegen Rechtsextremismus, Rassismus und Gewalt und weiteren regionalen Institutionen umgesetzt. Hierzu zählen Handlungs- und Argu­mentationstrainings gegen Rechts an Schulen, Gedenkstättenfahrten, Vorträge, Aktionswochen, Lesungen und Multiplikator*innenausbildungen.

Zum 31.12.2020 hat der SKF Düren seine Trägerschaft beendet. Seit dem 01.01.2021 wird das Projekt NRWeltoffen durch den Kreis Düren und das Düre­ner Bündnis gegen Rechtsextremismus, Rassismus und Gewalt durchgeführt. Für 2021 liegt der Schwerpunkt auf der Umsetzung von Maßnahmen in den Themen­bereichen Erinnerungskultur, Antisemitismus; Bildungsarbeit an Schulen und Ju­gendeinrichtungen und Öffentlichkeitsarbeit zu den Themen Rechtsextremismus und Rassismus.

Wir freuen uns besonders, dass unser langjähriges Sprecherkreismitglied Jo Ecker für seine herausragenden Aktionen seit 2001- Fußballvereine gegen Rechts, über 2.000 Tafeln an Sportplätzen mit der Aufschrift „Kein Platz für Rassismus und Gewalt“ und „ 4 Schrauben gegen Rechts“ das Bundesverdienstkreuz am Bande 1.Klasse erhalten hat. In einer würdigen und von Applaus geprägten Feier im Rathaus der Stadt Düren erhielt er aus den Händen von Herrn Landrat Wolfgang Spelthahn im Namen des Bundespräsidenten diese außergewöhnliche Auszeichnung. Nochmals herzlichen Glückwunsch an Jo und seine Familie.

Mit freundlichen GrüßenI

m Namen des Sprecherkreises

G. Derichs

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Stellungnahme des Dürener Bündnis gegen Rechtsextremismus, Rassismus und Gewalt zur Umgestaltung des Parkplatzes an der Schützenstraße

Das Dürener Bündnis gegen Rechtsextremismus, Rassismus und Gewalt begrüßt die geplante Umgestaltung des Parkplatzes an der Schützenstraße in einen Platz für ein würdiges Gedenken an die von den Nationalsozialisten zerstörten Synagoge. Die Zerstörung der Dürener Synagoge, die auf der gegenüberliegenden Straßenseite stand, steht beispielhaft dafür, wie mit den Mitbürgern jüdischen Glaubens umgegangen wurde. Die Mitbürger jüdischen Glaubens wurden diffamiert, erpresst, misshandelt, getötet und selbst ihr Andenken wurde unterdrückt. Die Dürener Synagoge wurde von einem wütenden Mob von Nationalsozialisten angegriffen und unter Zuhilfenahme der Polizei und Feuerwehr in Brand gesetzt.  Das Dürener Bündnis beobachtet, dass rechtsextremes Gedankengut, Rassismus und Antisemitismus zunehmen.

In Düren befinden sich dort, wo Gräueltaten der Nazidiktatur verübt wurden Stelen, die zur Erinnerung und Mahnung daran dienen. Eine solche Stele befindet sich auch am Eingang des jetzigen Parkplatzes zur Erinnerung an die zerstörte Synagoge.

Eine Stadt wie Düren sollte sich nicht durch das Vorhandensein von innenstadtnahen Parkplätzen definieren, wohl aber über den Umgang mit ihrer Vergangenheit. Der Platz gegenüber der von den Nationalsozialisten zerstörten Synagoge eignet sich für einen Ort des würdevollen Gedenkens an die Gräueltaten der Nationalsozialisten. Mit einem solchen würdevollen Ort wäre in der Dürener Innenstadt die Möglichkeit des Verweilens und der Steigerung der Attraktivität gegeben.

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Stand der Umsetzung des Projektes NRWeltoffen

Umgang mit Covid-19
Für alle Arbeitsfelder gilt: Durch die Covid-19 Pandemie hat es erhebliche Einschränkungen für das Projekt NRWeltoffen gegeben. Zahlreiche Veranstaltungen mussten abgesagt oder verschoben werden. Dies gilt insbesondere für die Zusammenarbeit mit Schulen. Wenn mög­lich wurden diese Veranstaltungen Online durchgeführt. Ansonsten wurden, bzw. werden Nachholtermine vereinbart.

1. Bildungsarbeit mit Schulen und Jugendeinrichtungen

  • Workshops Atheneé Royal: 5 Termine im November abgesagt. Neue Termine für 5 Workshops im Januar sind vereinbart worden. Thema: Rechtsextremismus und Rassismus
  • Fahrt nach Vogelsang mit 2 Gruppen der Realschule Wernerstraße hat am 18.11.2020 stattgefunden. Inhalt: Projekttag Ausgrenzung und Menschenfeindlichkeit damals und heute
  • Argumentationstraining „Argumentieren im politischen Diskurs“ in Kooperation mit Katrin Edler (Jugendpartizipation und eigenständige Jugendpolitik beim Stadtjugend­amt) hat am 25.11.2020 mit 15 Teilnehmer*innen stattgefunden (Online)
  • Teilnahme und Vorbereitung eines Politikergesprächs mit Jugendlichen aus dem Jugendcafé am 08.12.2020 (Online)
  • Vortrag/Workhshop „Rechtextremismus im Kreis Düren“ hat am 02.12.2020 in Koope­ration mit Jugendeinrichtungen aus dem Kreis Düren stattgefunden (Online)
  • Vorbereitung einer gemeinsamen Veranstaltung mit dem Arbeitskreis Demokratie und Menschenrechte à Barcamp (GS Niederzier/Merzenich, Wirteltor Gymnasium)
  • Vorbereitung und Unterstützung der Gedenkstättenfahrt nach Auschwitz 2021 (Ju­gendbus Wilde 13)

2. Bildungsarbeit mit pädagogischen Fachkräften

  • Argumentationstraining gegen Stammtischparolen mit Bernd Blümmert am 17.10.2020 in Jülich hat mit 10 Teilnehmer*innen stattgefunden
  • Workshop zu den Wechselwirkungen zwischen Antisemitismus und Rassismus in Ko­operation mit der Amadeu Antonio Stiftung hat am 29.10.2020 stattgefunden. Ziel­gruppe:  Mitarbeiter*innen aus Jugendeinrichtungen im Kreis Düren (Online)        
    • Am 23.11. war ein weiterer Termin vereinbart, der jedoch aufgrund einer Krankheit von der Referentin abgesagt wurde (soll 2021 nach Möglichkeit nachgeholt werden)
  • Am 13.01.2021 ist ein Vortrag zu Rechtsextremismus im Kreis an der VHS Düren geplant.

3. Sonstiges

  • Einsatz der Multiplikator*innen war für dieses Jahr geplant, konnte aber aufgrund von Covid-19 bisher nicht stattfinden. Soll im Januar an der Atheneé Royal erfolgen.
  • Veranstaltungen mit der Kreispolizeibehörde wurden mit Herr Königs vorbereitet. Anfragen an Expert*innen der Polizeiarbeit sind erfolgt. Sollen wenn Möglich 2021 nachgeholt werden oder Online stattfinden
  • Geplante Umfrage zu Rassismuserfahrungen an Schulen im Kreis Düren konnte bis­her nicht stattfinden und muss 2021 nachgeholt werden oder Online durchgeführt werden (technische Umsetzung muss vorbereitet werden)
  • Arbeitskreis Demokratie und Menschenrechte plant gemeinsame Auftritte an Projekt­tagen und -wochen. Barcamp als gemeinsames Angebot geplant. Regelmäßige Tref­fen haben stattgefunden.
  • Gemeinsame NRWeltoffen Veranstaltungen der Projekte im RB Köln für Sommer 2021 geplant. Thema: Antimuslimischer Rassismus. Mischung aus Vortrag im Ple­num und verschiedenen Workshops in Gruppen. Pro Teilnehmendem Projekt soll ein Workshop geplant werden. Beteiligt sind Aachen, Köln, Oberbergischer Kreis, Kreis Heinsberg, Rhein-Erft Kreis. Soll vermutlich Online stattfinden.

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Unter dem Motto „Austausch auf Augenhöhe“ gewinnt der Kreis Düren einen bundesweiten Wettbewerb

Der Kreis Düren hat den bundesweiten Wettbewerb „Kommune bewegt Welt“ gewonnen. Im Vordergrund der Bewerbung stand die Veranstaltungsreihe „Glokal-Afrodeutsches Wochenende & Empowerment“ unter dem Motto „Austausch auf Augenhöhe“. Die Veranstaltungsreihe wurde vom Verein GermAfrika Kompass e.V. initiiert. Sie wird seit zwei Jahren u.a. vom Dürener Bündnis gegen Rechtsextremismus, Rassismus und Gewalt unterstützt.

Der Kreis Düren hat sich in der Kategorie der großen Kommunen mit über 100.000 Einwohnern gegen die Mitbewerber aus ganzem Deutschland durchgesetzt. Die Preisverleihung des Wettbewerbs von „Engagement global“ im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung fand am 23. September 2020 Corona-bedingt erstmals digital statt. Mehr zu diesem Thema können unter folgendem Link nachlesen: https://www.aachener-nachrichten.de/lokales/dueren/kreis-dueren-gewinnt-bundesweiten-wettbewerb_aid-54251377

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Mahnwache an der Rückriemstele „Wernersstraße“

Seit etwa drei Jahrzehnten finden am 9.11. an allen 10 Stelen im Stadtgebiet Mahnwachen statt. In diesem Jahr war das Pandemie bedingt nicht an allen Stelen selbstverständlich. Um keine zu große Ansammlung von Menschen entstehen zu lassen, war die in der Regel besonders gut besuchte Stele in der Schützenstraße gegenüber dem ehemaligen Standort der Dürener Synagoge der Ausgangspunkt für einen App-unterstützten Informations-rundgang mit Texten und Zeitzeugenberichten. An der Stele in der Wernersstraße hat sich die Schulgemeinschaft der benachbarten Realschule zur Aufgabe gemacht, die Feier zu gestalten. Dies geschah in der Vergangenheit unter Beteiligung der schuleigenen Bläser-band und der Religionskurse der Abschlussklassen unter Anleitung von Schulseelsorger Rudi Hürtgen. Wegen der Covid19-Situation konnten in diesem Jahr keine Schüler*innen bei der Veranstaltung mitwirken. Stattdessen führten Rudi Hürtgen zusammen mit Inge Schumacher, Lehrerin der Realschule Wernersstraße und Mitglied des Sprecherkreises des „Dürener Bündnis gegen Rechts“ durch die Gedenkfeier.

Wir möchten sie mitnehmen in eine Zeitreise und gleichzeitig an das Heute erinnern.

Frau L. aus Düren:
„(…) In der Weierstraße, ich war auf der rechten Seite, hielt plötzlich ein offener Last-wagen neben mir, so dass ich erschreckt zurückwich. Ein bulliger Mann mit dunkler Jacke sprang von diesem Fahrzeug und schlug mit einem Brecheisen das Schaufenster des klei-nen Geschäftes Meyer, Glaswaren, Bilderrahmen, Spielwaren ein. Zwei weitere Männer sprangen hinzu und räumten mit Brecheisen und Äxten die restlichen Scherbenaus dem Fenster. Sodann verwüsteten diese Männer die Geschäftsauslagen und zertrümmerten danach die Trennwand die das Schaufenster vom Ladenlokal trennte. Ich hatte mich inzwischen auf die andere Straßenseite geflüchtet und konnte von dort aus sehen, dass alle diese Männer das innere des Ladens zerstörten. Sie zertrümmerten die Glaswaren und Regale und ich sehe noch heute, wie ein Kinderspielball aus dem Schaufenster auf die Straße rollte(…)“

Warum hier?

In der Wernersstraße, dort, wo heute der Eingang zum Telekomgebäude ist, wurde 1927 das Friedrich-Ebert-Jugendheim der Arbeiterwohlfahrt eingeweiht. Friedrich Ebert war SPD Politiker und der erste Reichspräsident der Weimarer Republik bis zu seinem Tode 1925.
Das Haus hier in Düren, wurde sehr schnell zu einem lebendigen Zentrum der Dürener Arbeiterbewegung. So war es selbstverständlich, dass hier auch die Feier zum 50. Todestag von Karl Marx am 14. März 1933 stattfinden sollte. Aber dazu kam es nicht mehr.
Mitte März 1933 etwa wurde das Heim von SA und SS gewaltsam besetzt und umgetauft in „Schlageter-Heim“. Albert Leo Schlageter war eine jener Figuren, um die die Nazis mit großem Aufwand (und leider beträchtlichem Erfolg) immer wahnwitzigere Legenden sponnen, die sie zu „Märtyrern der NS Bewegung“ hochstilisierten und damit zu Vorbild-figuren für weite Teile der Anhängerschaft machten. Dieses Schlageter-Heim wurde in den folgenden Monaten zu einer regelrechten Zentrale des Terrors.
Viele Sozialdemokraten, Gewerkschafter, insbesondere aber auch Kommunisten wurden hierher verschleppt, verhört, zusammengeschlagen, gefoltert und wieder verhört.
Es muss den Nazis ein sadistisches Vergnügen bereitet haben, die Vertreter der Arbeiter-bewegung in ihren eigenen Räumen in der Gewalt zu haben. Das jedenfalls lässt sich den Zeugenaussagen entnehmen, die anlässlich mehrerer Prozesse in der Nachkriegszeit gemacht worden sind.

Angeklagt war eine Handvoll namentlich bekannter SA-Leute, von denen schließlich der ranghöchste, der SA-Obersturmführer Mundt, zu einem Jahr Gefängnis verurteilt wurde. Ein Angeklagter erhielt zwei Monate Gefängnis, die anderen wurden freigesprochen. Diese Urteile erscheinen umso unbegreiflicher, wenn man sich die detaillierten Schilderungen der Brutalitäten in den Zeugenaussagen vor Augen hält. Die nun folgenden Ausschnitte sind repräsentativ für eine große Anzahl ähnlicher Fälle.

Zeuge Joachim Sch.:
„Im Juli 1933 holten mich etwa zehn SA-Leute aus meiner Wohnung, schlugen und misshandelten mich und führten mich anschließend ins Schlageter-Heim. Kaum im SA-Heim angekommen, wurde ich erneut mit Schlägen am Kopf empfangen. Mundt gab die Anordnung zu dieser Prügelverteilung und wohnte der ganzen Szene bei und fragte mich u. a.: ,Wen kassieren Sie Hund noch? ́ Ich antwortete ihm: ,Ich habe nichts zu kassieren. ́ Nach mehrmaliger Wiederholung der gleichen Frage sagte Mundt: , Geben Sie dem roten Lump mal die erste Auflage. ́ Dann wurde ich gefasst und wurde mit Stahlruten und Karabinerhaken zerschlagen. Nach dieser Tortur habe ich noch vier Auflagen erhalten, bis ich schließlich bewusstlos war. Ferner wurde ich angespuckt und man versetzte mir einen Kinnhaken nach dem anderen. In diesem bewusstlosen Zustand schmiss man mich unweit der Baracke auf einen Sandhaufen. Dort kam ich nach längerer Zeit zur Besinnung. Ich öffnete die Augen und sah, dass ein SA-Mann mit Karabiner bei mir Posten stand. Nach kurzer Zeit erschien ein anderer SA-Mann, ob es Mundt war, kann ich nicht sagen, und sagte: ,Bei dem brauchst du nicht Posten zu stehen, der verreckt ja doch! ́ Daraufhin ging der Posten zur Baracke zurück, und ich kroch auf allen Vieren hinter die Baracke und flüchtete zur Arnoldsweilerstraße in ein Kohlelager. Dort verblieb ich dann unter Kohle-säcken versteckt bis abends. Im Schutz der Dunkelheit ging ich nach Lendersdorf, kühlte mein sehr entstelltes Gesicht mit essigsaurer Tonerde und fuhr am da rauffolgenden Tag nach Aachen. Nach 16 Wochen waren noch immer die Spuren der Prügel sichtbar.“

Nationalsozialistisches Gedankengut existiert bis zum heutigen Tage und über diesen Moment hinaus in den Köpfen viel zu vieler Menschen. Rechtsextreme Sprüche und Parolen sind längst nicht mehr nur hinter verschlossenen Türen oder in Bierlaune an der Theke anzutreffen, sondern tauchen inzwischen regelmäßig in Bundestagsdebatten auf. Worte bereiten den Weg für Taten. Rechtsextreme Anschläge geschehen in trauriger Regelmäßigkeit.

Amadeu António Kiowa gilt als eines der ersten Todesopfer rechter Gewalt nach dem Mauerfall. Am 24. November 1990 gerät er in Eberswalde an eine Gruppe junger Neonazis, die „irgendwelche Ausländer zusammenkloppen“ wollen. Sie schlagen ihn brutal zusammen und springen mehrfach auf seinen Kopf, als er am Boden liegt. Zwei Wochen später stirbt Kiowa an den Folgen des Angriffs.

Nach Amadeu António Kiowa wurde eine Stiftung benannt. Sie kam nach dem Anschlag auf die Synagoge in Halle in ihrer Zählung auf mindestens 198 Tote seit der Wiedervereinigung.

Ein prominentes Opfer rechter Gewalt im Jahr 2019 ist der CDU – Politiker Walter Lübcke. Es war der erste tödliche Anschlag eines Rechts-extremisten auf einen Politiker im Nachkriegs-deutschland. Mit seinem Eintreten für die Rechte von Geflüch-teten erzürnte er die rechte Szene in ganz Deutschland – und mutmaßlich den Rechtsextremen Stephan E. so sehr, dass er zur Waffe greift und Lübcke am 2. Juni 2019 aus nächster Nähe erschießt. Nach seiner Verhaftung legt er zunächst ein Geständ-nis ab, das er immer wieder abändert.


Am 9. Oktober 2019, dem höchsten jüdischen Feiertag Jom Kippur, begeht der Rechts-radikale Stephan B. einen Anschlag auf die Synagoge in Halle. Er hat den Plan gefasst, viele Menschen zu töten, eine Helmkamera soll seine Taten filmen. Stephan B. scheitert daran, in die Synagoge vorzudringen, die an diesem Tag nicht bewacht wird und in der sich rund 50 Menschen zum Gottesdienst versammelt haben. Als sein Plan nicht aufgeht, erschießt Stephan B. mit einer selbstgebauten Waffe eine Passantin und einen jungen Mann in einem Döner-Imbiss. Auf seiner Flucht verletzt er zwei Menschen, dann wird er festgenommen.

Am 19. Februar 2020 in der hessischen Stadt Hanau zehn Personen ermordet. Der Täter erschoss neun Personen in und vor zwei Shishabars und auf der Fahrt zwischen beiden Orten. Später erschoss er in der elterlichen Wohnung seine Mutter und sich selbst.

Die 35-jährige Mercedes Kierpacz war deutsche Staatsbürgerin und Angehörige der nationalen Minderheit der Roma. Sie hatte am Tatabend in der Arena Bar gearbeitet und hinterlässt zwei Kinder, einigen Medienberichten zufolge war sie mit einem dritten Kind schwanger.

Der 30-jährige Sedat Gürbüz war der Besitzer der Shishabar Midnight. Er hinterlässt einen Bruder.

Der 37-jährige Gökhan Gültekin war in Hanau geboren, seine aus Ağrı stammende kurdische Familie lebte seit 1968 in Hanau. Er war gelernter Maurer und arbeitete nebenberuflich als Kellner.

Die Familie des 20-jährigen Hamza Kurtović, der beim Warten auf seinen Freund an der Arena Bar erschossen wurde, stammte aus Bosnien und Herzegowina. Bereits sein Vater wie auch seine zwei Brüder und seine Schwester waren in Deutschland geboren. Kurtović hatte gerade seine Ausbildung abgeschlossen und wohnte in der Nähe des Täters.

Der 33-jährige Bulgare Kaloyan Velkov lebte laut dem bulgarischen Außenministerium seit zwei Jahren in Deutschland und war der Wirt der Bar La Votre neben der Shishabar Midnight. Er hinterlässt einen kleinen Sohn.

Der 23-jährige Rumäne Vili Viorel Păun war als 16-Jähriger nach Deutschland gekommen, um Geld für eine medizinische Behandlung seiner Mutter zu verdienen. Er arbeitete bei einem Kurierdienst. Er war Rom und das einzige Kind seiner Eltern.

Der 21-jährige Said Nesar Hashemi war Deutsch-Afghane mit doppelter Staatsbürgerschaft und in Hanau aufgewachsen. Er war ausgebildeter Maschinen- und Anlagenführer. Sein 23-jähriger Bruder überlebte schwer verletzt.

Der 34-jährige Fatih Saraçoğlu war vor drei Jahren aus Regensburg nach Hanau gezogen, auch er starb in der Shishabar Midnight.

Die 72-jährige Gabriele Rathjen war die Mutter des Täters und Hausfrau.


Die genannten Personen stehen beispielhaft für viele, viele weitere Opfer national-sozialistischer und rechtsextremer Gewalt seit den Ereignissen, an die uns diese Stele erinnern soll.

Klirrendes Glas, prasselnde Flammen, zusammenstürzende Mauern: Ein Stück Dürener Kultur wird vernichtet. Am frühen Morgen des 10. November 1938 erlebt die brutale Verfolgung der deutschen Juden einen vorläufigen, für die ganze Welt sichtbaren Höhe-punkt. Wie überall im Reich wird auch in Düren die Synagoge angezündet, zerstören SA und SS als Träger des staatlich verordneten „Volkszorns“ alles, was ihnen als jüdisch bekannt ist. „Düren war nach diesem 10. November eine andere Stadt geworden“, wird sich später eine Zeitzeugin erinnern. Arbeiten wir daran, dass sich dieses nie wieder in Deutschland und in unserer Stadt wiederholen wird.“

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Wahlaufruf zur Kommunalwahl des „Dürener Bündnis gegen Rechtsextremismus, Rassismus und Gewalt“

Am 13. September wählen die Bürger*innen in den Städten, den Gemeinden und den Kreisen von NRW neue Stadt-, Gemeinde- und Kreisräte sowie Bürgermeister*innen und Landrät*innen. Im ganzen Bundesland läuft der demokratische Wettstreit um die Stimmen der Wahlberechtigten an und geht nun in seine heiße Phase.

Die Kommunalwahlen sind für uns alle von großer Bedeutung. Hier entscheidet sich, wie die zukünftige Politik in unserer Stadt aussieht und wie sich alltägliche Rahmenbedingungen unseres Zusammenlebens entwickeln.

Uns als Demokrat*innen treibt die Sorge um, dass es in unseren Gemeinden, Städten und im Kreis ab dem 13. September anders sein wird. Dass die AfD mit der Kommunalwahl in die Stadt-, Gemeinde- und Kreisräte erstmals oder erneut einziehen kann, ist eine Gefahr für unser Zusammenleben. Das Spitzenpersonal dieser Partei steht im Allgemeinen, aber vor allem auch in unserer Region für Intoleranz und Ausgrenzung. Die Vertreter*innen der AfD sind aktiv in überörtlichen rechten Netzwerken und vernetzt mit Rassist*innen, Antisemit*innen und Menschenfeind*innen in ganz Deutschland. Dem stellen wir uns entschieden und solidarisch entgegen! Mit der AfD werden Hass und Hetze, Antidemokrat*innen und Spalter*innen in unserer bunten Gesellschaft in die Räte der Städte, Gemeinden und den Kreistag einziehen. Als aktive Demokrat*innen sind wir uns einig: Dies wollen wir verhindern und stehen gemeinsam dagegen ein. Die AfD ist keine Alternative! Die AfD zu wählen ist kein Protest!

Für das Dürener Bündnis gegen Rechtsextremismus, Rassismus und Gewalt ist Gewalt kein Mittel, um Probleme zu lösen. Gewalt löst keine Probleme, sondern schafft neue und meist größere Probleme.

Das Dürener Bündnis gegen Rechtsextremismus, Rassismus und Gewalt ruft alle Wahlberechtigten, am 13. September wählen zu gehen und ihr Kreuz bei einer demokratischen Partei/ Wählergemeinschaft oder einem demokratischen Einzelkandidaten zu machen. Stehen Sie gemeinsam mit uns ein für ein demokratisches Miteinander, für Solidarität und Zusammenhalt!

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Versammlung gegen Rassismus auf dem Mark in Düren

Das Dürener Bündnis gegen Rechtsextremismus, Rassismus und Gewalt hatte zu einer Versammlung gegen Rassismus auf dem Markt in Düren eingeladen. Anlass für diese Versammlung war der dramatische Tod von George Floyd in den USA. Knapp 200 Menschen hatten sich auf dem Markt versammelt, um deutlich zu machen, dass Rassismus im Kreis Düren keinen Platz hat. In den Reden machten Rudi Mark, Thomas Isecke und Saffet Akkas deutlich, dass es Rassismus nicht nur in Amerika gibt, sondern auch bei und tagtäglich passiert. Dem gilt es etwas entgegen zu setzen. Die Benachteiligung von Menschen unterschiedlichster Herkunft, unterschiedlichster Hautfarbe, unterschiedlichster Religionszugehörigkeit oder anderer Unterschiede ist mit dem Grundsatz in Artikel 1 unseres Grundgesetzes: „Die Würde des Menschen ist unantastbar“ unvereinbar.

„Was muss noch passieren, bevor der letzte aufwacht und begreift, dass Menschenwürde und Menschenrechte keine Frage von Herkunft, Hautfarbe oder Religionszugehörigkeit sind?“ so Saffet Akkas.

In einer Gedenkminute von 8 Minuten und 46 Sekunden wurde nochmal an die schrecklichen Ereignisse um den Tod von Georg Floyd erinnert.

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Bürger*innenasyl Aachen und Förderkreis Asyl Würselen e.V.

Kundgebung am 19.06.2020 vor der ZUE in Düren-Gürzenich

Das Bürger*innenasyl Aachen und der Förderkreis Asyl Würselen e.V. führen am Freitag, dem 19.06.2020 eine Kundgebung vor der Zentralen Unterbringungseinrichtung ZUE in Düren-Gürzenich, Im Eichenbruch 43 durch. Die Kundgebung setzt sich dafür ein, dass die Bewohner*innen dieser ZUE evakuiert und dezentral untergebracht werden, um sie vor einer Infektion durch das Corona-Virus zu schützen.

Wegen der Corona-Pandemie wurden in allen gesellschaftlichen Bereichen grundlegende Einschränkungen angeordnet, um das Infektionsrisiko zu verringern. So wurden z.B. größere Ansammlungen von Menschen untersagt, wenn ein Mindestabstand von 1,50 m nicht eingehalten werden kann, wie das z.B. in den Massenunterkünften für geflüchtete Menschen nicht möglich ist. Dort müssen sich die Bewohner*innen die Schlaf- und Duschräume sowie die Toiletten und die Kantine mit vielen anderen Menschen teilen, ohne dass ein ausreichender Infektionsschutz gewährleistet ist. Das gilt sowohl für die völlig überfüllten Massenlager auf den griechischen Inseln, aber auch für die Massenunterkünfte in NRW, wie die bereits erfolgten Quarantäne-Maßnahmen in der ZUE Euskirchen und in der ZUE St. Augustin gezeigt haben.

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Dürener Nachrichten/Dürener Zeitung vom 10.06.2020 mit freundlicher Genehmigung von Rolf Thomas
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