Bericht über Gedenk- und Mahnveranstaltung am 21.01.2022 in Düren

Unserem Aufruf zur Gedenk- und Mahnwache folgten am Freitag Abend über hundert Bürgerinnen und Bürger. Über den Marktplatz zogen immer wieder Windböen, die es sehr erschwerten, für jedes Todesopfer eine Kerze, anzuzünden. Es gelang schließlich nur, ein Herz aus brennenden Kerzen zu formen, weil so viele spontan helfende Hände, sich aktiv daran beteiligten, die verloschene Lichter immer wieder zu entzünden.

Stellvertretend für den Sprecherkreis des Bündnisses richtete dann Karl Panitz zunächst die Bitte an alle Teilnehmer*innen, eine Schweigeminute für alle im Kreis Düren durch Corona Verstorbenen zu halten.

„Wir haben uns heute hier versammelt, um deutlich zu machen, dass wir alle nur solidarisch diese Pandemie überstehen werden. Wir haben hier gerade ein Herz aus 351 Kerzen erstellt. Sie stehen für 351 an Corona Verstorbene Im Kreis Düren. Hinzu kommen noch die Menschen, die nach einer überstandenen Infektion noch Monate später unter den Folgen leiden und ihre körperliche oder mentale Leistungsfähigkeit bisher nicht zurückerlangt haben. Denken wir auch an diejenigen, die während der Quarantäne im Krankenhaus ohne Angehörige starben und auch an diejenigen, die in Altersheimen auf Grund sozialer Isolation nicht mehr leben wollten.“

In seiner anschließenden Rede ging er nicht nur auf die unmittelbaren Opfer der Pandemie ein, sondern auch auf die mannigfaltigen Herausforderungen, Einschränkungen und Probleme, der unsere Gesellschaft seit dem Ausbruch der Pandemie ausgeliefert ist.

„Die Pandemie hat aber auch noch andere Folgen. Lookdown an den verschiedenen Stellen. Schließungen von Geschäften, Gastronomie, Schulen, Kindergärten, Alten- und Pflegeheimen, Theatern, Kinos, überfüllte Intensivstationen, und und und.
Die Aufzählung könnte man noch unendlich fortsetzen. Einschränkungen verschiedenster Art. Quarantänen von positiv Getesteten, bzw. von Personen, die mit Infizierten in Kontakt gekommen sind. Seit etwa 2 Jahren müssen wir damit leben.

Die Pandemie macht auch die Versäumnisse der Vergangenheit deutlich. Zum Beispiel:

  • dass unser Gesundheitssystem an die Belastungsgrenze gebracht wurde,
  • das Betreuungssystem für unserer Kinderbetreuung reicht nicht aus,
  • in Alten- und Pflegeheimen gab es große Schwierigkeiten bei der Betreuung und den sozialen Kontakten mit den Angehörigen
  • dass Schulen bei der Verwendung digitaler Lernmethoden und bei der Versorgung mit Computern oder Laptops/Tabletts noch starken Nachholbedarf haben
  • dass die Versorgung mit schnellem Internet und die Digitalisierung noch weit von den Erfordernissen für Homeoffice und Homeschooling entfernt ist.

Diese Aufzählung ist in vielen Bereichen erweiterbar.

Das einzig wirksame Mittel zur Eindämmung der Pandemie ist die Impfung. Wir haben zwischenzeitlich eine Impfquote von über 70 % erreicht. Außerdem sind weitere Maßnahmen und Einschränkungen notwendig, um eine weitere Ausbreitung der Pandemie zu verhindern. Daher müssen wir jetzt die Zeit nutzen, um mit Impfungen und Kontakteinschränkungen eine weitere Ausbreitung zu verhindern.

Unsere Politiker können bei den zu Bekämpfung der Pandemie notwendigen Maßnahmen nicht auf vorhandenen Erfahrungen zurückgreifen. Auch die Wissenschaft musste ständig neue Erkenntnisse verarbeiten und Prognosen anpassen. Dadurch kam es mitunter zu Maßnahmen, Verordnungen und Empfehlungen, die sich als nicht optimal herausgestellt haben. Kritik ist hier absolut in Ordnung, wenn sie sachlich und nicht persönlich geäußert wird. Wir leben zum Glück in einer Demokratie mit dem überhaupt nicht selbstverständlichen Recht auf freie Meinungsäußerung. Fakten und Meinungen sollten dabei allerdings nicht verwechselt werden.


Wir stellen fest, dass eine kleine Gruppe verstärkt in der Öffentlichkeit den Eindruck erweckt, dass es in der Gesellschaft einen großen Widerstand gegen die Impfungen und die Coronamaßnahmen gibt. Diese Gruppe führt sogenannte „Spaziergänge“ in Düren und Jülich und anderen Städten durch, um gegen die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie zu protestieren. Diese Spaziergänge werden von verschiedenen Gruppierungen dazu genutzt, ihre Vorstellungen und Verschwörungsmythen zu verbreiten. Unter diesen Gruppierungen sind auch Rechtsextreme, Rechtspopulisten und Demokratiegegner, die die Proteste nutzen, um ihre Gedanken zu verbreiten.

Ganz und gar unerträglich ist es, wie am 2. Weihnachtstag in Düren geschehen, an Geschäften Plakate mit dem gelben Stern, der für die schlimmste Katastrophe der deutschen Geschichte, für die Judenverfolgung in der NS Zeit steht, angebracht werden. Auf diesen Plakaten war in den gelben Stern „ungeimpft“ geschrieben und auf dem Plakat war die Überschrift: „Ungeimpfte werden hier gemobbt“.

Das ist eine unerträgliche Verharmlosung der NS Diktatur, des Holocaust und der massenhaften Verbrechen der Nazi-Faschisten.“

Am Ende seiner Rede rief Karl Panitz dazu auf, sich nicht auf eine Spaltung der Gesellschaft einzulassen, sondern stattdessen Solidarität zu zeigen.

„Wir sind solidarisch

  • mit allen Menschen die in dieser Pandemie besonders gefordert sind und teilweise in unerträglichster Form von Corona-Leugnern angegriffen werden.

Wir sind solidarisch

  • mit Kindern und Jugendlichen, die unter den Maßnahmen besonders leiden müssen
  • mit Alten, Kranken und den Schwächsten in unserer Gesellschaft

Wir sind solidarisch

  • mit den Beschäftigten im Gesundheitswesen
  • mit den Beschäftigten in Kitas und Schulen
  • mit allen Beschäftigten, die unter harten Bedingungen unsere Lebensvoraussetzungen schützen und erhalten in dem sie die kritische Infrastruktur gewährleisten

Wir sind solidarisch:

  • mit Journalistinnen und Journalisten die angegriffen werden
  • mit Künstlerinnen und Künstlern und den Menschen die im Veranstaltungsbereich oder der Gastronomie arbeiten, die unter vielfältigsten Einschränkungen leiden

Wir sind solidarisch

  • mit all denen, die in unerträglichsten Formen verbal, medial, psychisch und physisch angegriffen werden, weil sie andere Auffassungen als die Corona-Leugner*innen vertreten

Wir sind solidarisch in dem wir uns impfen lassen, Abstände einhalten, Regeln befolgen und Masken tragen und damit die Pandemie erfolgreich bekämpfen.“

An dieser Stelle möchte wir uns ganz herzlich bei allen danken, die unserem Aufruf zur Mahnwache gefolgt sind und sich an der Aktion beteiligt haben. Nur gemeinsam können wir dem Versuch entgegentreten, die Pandemie dazu zu nutzen, unsere Demokratie in Frage zu stellen.



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