Erschütternde Vorfälle in Stolberg rund um den Samstag

Von Freitag auf Samstag und dann den Samstag über kam es zu Vorfällen im Bereich Stolberg. Leider gibt es auch heute nur wenige verlässliche Informationen, so dass ich versuche, die bisherigen Meldungen zusammen zu fassen. Wie häufig bei derartigen Geschehnissen gilt: Abwarten was die Ermittlungen ergeben und keine voreiligen Schlüsse ziehen.

Fakt scheint zu sein, dass:

  • Eine NPD Jahreshauptversammlung in Stolberg stattgefunden hat
  • In der Nacht von Freitag auf Samstag eine Auseinandersetzung in Stolberg zwischen jungen Menschen stattgefunden hat, in deren Verlauf es zu einem Toten kam
  • Samstags die NPD eine Kundgebung in Stolberg abgehalten hat

Inwieweit hier Zusammenhänge herrschen ist teilweise absehbar, teilweise nur vorsichtig zu deuten.

Im Zentrum der Entwicklungen steht jedenfalls der tragische Vorfall von Freitag auf Samstag, bei dem ein 19-Jähriger gegen 23 Uhr erstochen wurde. Welche Hintergründe hier herrschen ist unklar, die AN schreibt jedenfalls:

Vorangegangen seien Streitigkeiten zwischen zwei Gruppierungen junger Leute in der Stärke von fünf bis sechs Personen, erklärte Oberstaatsanwalt Robert Deller. Der Grund der Auseinandersetzung sei bislang noch nicht so weit ermittelt worden, dass er veröffentlicht werden könne.

Sicher sei bislang lediglich, dass er «nicht im politischen, rassistischen oder einem ähnlich gelagerten Bereich liegt», so der Pressesprecher der Aachener Staatsanwaltschaft. Weitere Erkenntnisse erhofft sie sich von der Obduktion, die am Samstagnachmittag in der Rechtsmedizin der Uni Köln erfolgt.

Während in manchen Medien gemutmaßt wird, der Tote sei NPD-Mitglied, ist weiter hierzu zu lesen:

Vor der Tat hatte der 19-Jährige die Gaststätte Klimbim auf der Mühle besucht, wo der NPD-Kreisverband seine Jahreshauptversammlung abhielt. Er sei aber kein Mitglied der Partei gewesen, erklärte der an dem Abend wiedergewählte Kreisvorsitzende Willibert Kunkel. Allerdings habe ihn ein 17-jähriges NPD-Mitglied auf dem Heimweg begleitet.

Die Polizei drückt dies in Ihrer Pressemitteilung so aus:

Das Tatopfer, welches nach bisherigem polizeilichem Kenntnisstand eine Affinität zur rechten Szene hatte […]

Der Zusammenhang zwischen dem NPD-Jahrestreffen und dem Angriff lässt sich also nur bedingt sehen, wie die Polizei dann auch weiter ausführt:

Das Tatmotiv liegt nach den bisherigen Ermittlungsergebnissen im persönlichen Umfeld zwischen Täter und Opfer und hat keine politischen Hintergründe.

Der Vorfall führte sodann zu einem Demo-Aufruf im rechten Umfeld, was die Polizei so zusammenfasst:

Gleichwohl riefen rechtsextreme Gruppierungen im Internet zu Spontandemonstrationen im Bereich der Kreispolizeibehörde Aachen auf, insbesondere im Stadtgebiet Stolberg. Diesem Aufruf kamen ca. 160 Personen aus dem gesamten Land nach.

Laut AN waren „rund 170“ Teilnehmern. Die Demo verlief scheinbar nicht ohne Zwischenfälle, wie Polizei und AN melden:

Zu einem Zwischenfall kam es allerdings bei der Anreise rechter Demonstranten auf dem Mühlener Bahnhof, als die Polizisten mit Pfefferspray angegriffen wurden. Während der Agitator festgenommen wurde, erlitten sieben Beamte leichte Verletzungen – sechs durch Pfefferspray und einer durch den Biss eines Diensthundes. (Quelle: AN) Die Polizei spricht dagegen von 6 verletzten Beamten: „Mit Beginn des Aufzuges kam es zu Ausschreitungen und Widerstandshandlungen gegenüber den Polizeikräften, in deren Verlauf sechs Polizeibeamten verletzt wurden.“

Zum Ablauf der Demo finden sich bei der AN einige Ausführungen:

Vor der Gaststätte Klimbim formierte sich dann der rund 170 Teilnehmer starke Trauerzug, der schweigend zum Tatort auf der Birkengangstraße von der Polizei begleitet wurde. Dort wurden Kerzen angezündet und Blumen niedergelegt, bevor Kunkel, der Dürener NPD-Kreisvorsitzende Ingo Haller, Sven Skoda aus der Düsseldorfer rechtsextremen Szene sowie ein so genannter «Autonomer Nationalist» das Wort ergriffen.

Dabei wurde unter anderem die Herausgabe des Festgenommenen gefordert, worauf die Polizei sich aber nicht einließ. Nach einiger Zeit formierte sich gegen 15.10 Uhr der Rückmarsch in Richtung Mühle, bei dem wieder rechte und ausländerfeindliche Parolen lauthals skandiert wurden. Vor der Gaststätte Klimbim wurde die Versammlung aufgelöst.

Beim Journalisten Klarmann finden sich auch einige Fotos vom Demo-Zug, weitere Fotos gibt es bei der AN in der Galerie.

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