Rundbrief 2 (Oktober 2007)

Zweiter Rundbrief des Dürener Bündnisses gegen Rechtsextremismus, Rassismus und Gewalt, Oktober 2007

Download des Rundbriefs als PDF (1 MB)

Liebe Leserinnen, liebe Leser!

Sie halten die zweite Ausgabe des Rundbriefes des Dürener Bündnisses in der Hand, den der Arbeitskreis Jugend und Schule entscheidend mitgestaltet hat. Von Jugendlichen wurden die Beiträge geschrieben.

Dieser Rundbrief

  • möchte Sie informieren,
  • stellt ein Diskussionsforum für unterschiedliche Sichtweisen und Strategien im Kampf gegen alte und neue Nazis dar und
  • wirbt für eine aktive politische Haltung gegen Intoleranz, Rassismus und Gewalt.

Samstag, 22. September

Ausnahmezustand in Düren? Großer Aufmarsch der Neonazis? Straßenschlacht in der Innenstadt?

Samstag, 22. September

So oder so ähnlich waren die Befürchtungen vieler Menschen in Düren und Umgebung vor dem 22. September. Man konnte bereits Tage vorher Meldungen von einem gewaltigen Polizeiaufgebot

vernehmen. In der Stadt wurde durch Plakate des
Dürener Bündnisses gegen Rechtsextremismus und der Antifa auf die Aktionen gegen die geplante NPD-Demo aufmerksam gemacht. Auch bei uns in der Schule, wo durch mehrere Durchsagen zur Beteiligung an den Aktionen aufgerufen wur-

de, waren alle informiert. Es ist sicherlich nicht
übertrieben, wenn man sagt, dass der 22. September in der Woche vorher in Düren Stadtgespräch war. Dennoch wusste letztlich wohl niemand genau, was ihn an diesem Tag erwarten würde. Während die einen sich fest vornahmen in der Innenstadt „Flagge zu zeigen“, waren andere wegen möglicher Ausschreitungen verunsichert und waren froh, wenn sie an diesem Tag nicht in der Stadt sein mussten, oder fragten sich, ob es nicht besser sei, den Tag über nicht aus dem Haus zu gehen.

Trotz dieser Befürchtungen blieb es am Samstag eine friedliche und aufgrund der bunten Aktionen häufig sogar unterhaltsame Veranstaltung. „Besser hätte es am Samstag kaum laufen können“, war auch die Meinung der Dürener Nachrichten. Rund 1500 Menschen versammelten sich an diesem Tag in der Dürener Innenstadt und gaben bei einem „Fest für Toleranz und Völkerverständigung“ (Dürener Zeitung) eine „bunte Antwort auf den braunen Spuk“ (so der Titel in den Dürener Nachrichten).

Nachdem der NPD-Kreisverband für den 22.9. deutschlandweit zu einer Demonstration in Düren aufgerufen hatte, um seine rassistischen Parolen zu verbreiten (verdeckt durch die Forderung, gegen eine angeblich vorherrschende „Inländerfeindlichkeit“ zu protestieren), hatten die Antifa und das Dürener Bündnis rasch Gegenaktionen angekündigt und hierzu sieben Plätze in der Innenstadt „besetzt“.

Da seitens der Nazis über 200 Teilnehmer angekündigt worden waren und auch mit zahlreichen Gegendemonstranten zu rechnen war, kam es zum größten Polizeieinsatz in der Geschichte Dürens.

An den sieben Plätzen boten die unterschiedlichen Gruppierungen des Bündnisses Aktionen an: Wir von den Dürener Schulen versammelten uns am Kaiserplatz, von wo aus sich die meisten von uns später dem Demonstrationszug der Antifa anschlossen. Am Papst Johannes Haus gab es vielfältige Mitmachaktionen und Live-Musik. Die Parteien errichteten in der Kuhgasse (CDU), am Wirteltorplatz (Grüne) und in der Fußgängerzone Kölnstraße (SPD) ihre Stände und verteilten dort Infomaterial oder boten verschiedene Aktionen und Musik. Vor der Christuskirche organisierte die Evangelische Gemeinde ein Unterhaltungs- und Informationsprogramm. Am Bahnhof schließlich startete die Antifa ihren Demonstrationszug, dem sich später viele hundert SchülerInnen und Zuschauer anschlossen, so dass schließlich mehr als 1000 Personen durch das Stadtzentrum zogen.

Weit weniger erfolgreich verlief die Aktion der NPD. Nachdem sich die Dürener NPD anscheinend schon im Vorfeld mit sämtlichen „Freien Kameradschaften“ im Umland verkracht hatte, erschienen deutlich weniger NeoNazis. Deren Demonstration konnte erst zwei Stunden später als geplant beginnen konnte, da jeder einzelne von ihnen von der Polizei in einem dafür aufgestellten Zelt auf verbotene Abzeichen oder Tätowierungen untersucht wurde. Zudem erlaubte die Polizei ihnen nicht, mit ihrer Demonstration durch die Innenstadt ziehen, um ein Aufeinandertreffen mit den Gegendemonstranten an den unterschiedlichen Plätzen zu vermeiden. Deshalb ging ihre Demonstration durch Außenbezirke und relativ wenig Menschen nahmen davon Notiz. Als die Neonazis am Chlodwigplatz eine Kundgebung abhalten wollten, wurde dies durch Proteste der Antifa und eine Blockade des Platzes durch Anwohner verhindert. Deshalb mussten die Neonazis mit ihrer Demo auf die Ecke Oberstraße/Waisenhausstraße ausweichen, bei der jedoch nur noch knapp 80 Personen anwesend waren.

Insgesamt kann man die Aktionen des Dürener Bündnisses an diesem Tag als vollen Erfolg bewerten. Die Doppelstrategie, sowohl Plätze in der Stadt zu besetzen als auch mit einer Demonstration durch die Stadt zu ziehen, hat sich also bewährt. Es bleibt nur noch zu hoffen, dass die NPD nach dieser Niederlage im von ihr selbst proklamierten „Kampf um die Straße“ bei den Kommunalwahlen in zwei Jahren durch eine hohe Wahlbeteiligung und eine breite Unterstützung für die demokratischen Parteien auch den „Kampf um die Parlamente“ verlieren wird.

Kai S. (Stift.Gymnasium)

Szenen aus dem Alltag

Eigentlich verläuft die Plauderei mit dem Nachbarn wie immer friedlich: der Garten, die Renovierungsarbeiten am Haus, die Kinder… Doch dann kommt überraschend der heftig vorgetragene Hinweis, dass die Renten nicht mehr sicher seien, und dass Politiker sowieso nur in die eigenen Taschen wirtschaften würden. Überhaupt sei Politik ein schmutziges Geschäft.
An der Ladentheke: Die Schlange der Wartenden wird etwas länger, weil eine dunkelhäutige junge Frau umständlich nach ihrem Einkaufsschein kramt. Sie hat ihn endlich gefunden, die Kassiererin prüft und zeichnet gegen. Am hinteren Ende der Schlange macht sich Unmut breit: „ Typisch, Asylbewerber- und dann alles auf unsere Kosten!“ Es gibt Zustimmung.
Zur Geburtstagsfeier von Tante Hedwig hat sich wieder die gesamte Familie versammelt. Unter Vermeidung von Konfliktthemen geht der Abend seinem Ende entgegen. Erleichterung macht sich breit. Aber dann kommt Onkel Heriberts befürchtete Einlassung doch noch: „Ich bin kein Nazi, aber unter Hitler gab es nicht so viele Arbeitslose.“
Im Fußballstadion: Der Stürmer aus Nigeria wird vom Verteidiger der heimischen Mannschaft gefoult. Hohngelächter unter den Fans und Rufe: „Bimbo, Bimbo.“
Und am Stammtisch findet die Runde nach vorgerückter Stunde eine breite Übereinstimmung in der Behauptung, dass wir viel zu laue Strafgesetze hätten und es in den Gefängnissen eindeutig zu human zugehen würde.

Szenen dieser Art kennt jeder. Sie kommen aus der Tiefe und Mitte des Alltags, oft überraschend, sie überrumpeln uns. Bei vielen unfreiwilligen Zuhörern und Zuhörerinnen macht sich Ratlosigkeit breit. Sprachhemmungen treten auch bei ansonsten redegewandten Menschen auf, Blockaden sind da, Verunsicherung, mitunter sogar Angst. Hinterher kommt das schale Gefühl, versagt zu haben. Jetzt fallen uns auch prompt die besten Antworten ein – aber zu spät, die Situation ist vorbei.

Wohl dem Zeitgenossen, der in der Straßenbahn Zeuge eines Gesprächs zwischen zwei Frauen wird, die lauthals ausländerfeindliche Parolen von sich geben. Auch er ist zunächst irritiert, sucht krampfhaft nach einer zündenden Erwiderung. Doch dann, als die Bahn hält und er aussteigen muss, fällt ihm etwas ein. Er spricht die Frauen an: „Sie haben einen Preis gewonnen.“ Die beiden fragen erstaunt: „Warum denn?“ Seine Antwort: „Sie haben den Preis dafür gewonnen, dass man zwischen zwei Haltestellen derart viel Blödsinn erzählen kann.“ Befreiender Applaus von den übrigen, ansonsten schweigenden Mitreisenden. Und zu beneiden ist der schlagfertige Mensch, der beim lauten Lamento seines Kollegen, dass uns die Ausländer die Arbeitsplätze wegnähmen, erwiderte:“Ich wusste gar nicht, dass du früher eine Döner-Bude hattest.“
Aber nicht jedem fällt immer etwas ein und nur die wenigsten haben auch gleich eine witzige und treffende Antwort bereit. Doch lernen kann man den Umgang mit solchen Sprüchen und Parolen schon. Man kann auch begreifen, was hinter ihnen steckt, welche Bedürfnisse mit diesen Äußerungen zum Ausdruck kommen und auf welchem Menschenbild und Verständnis von Politik sie beruhen. Das ist wichtig, denn immer noch gilt Kurt Tucholskys Feststellung: „Die tiefe Unkenntnis von der Psychologie des provinziellen Stammtisches ist ganz erstaunlich“

Argumente am Stammtisch, bpb Bd545, S.10-12

Fortsetzung folgt

Das Versteckspiel der Neo-Nazis

Längst reicht es nicht, die Augen nach einem Hakenkreuz offen zu halten, um einen Neonazi zu erkennen. Die Symbolik, die ihre Zusammengehörigkeit ausdrücken soll, ist weitaus vielseitiger und verschlüsselter geworden. Hierzu habe ich einige Beispiele gesammelt.

symbole und zeichen

Die Odal-Rune beispielsweise ist ein früheres Zeichen der Hitler-Jugend und wird auch heute noch von Rechtsorientierten getragen. Dieses Zeichen kann man auch in unserer Stadt auf Jacken von meist Jugendlichen sehen.

Ebenfalls auf Buttons oder Aufnähern entdeckte ich die Siegrune. Auch sie ist eine „missbrauchte“ Rune, die als Erkennungszeichen der SS (Schutzstaffel der NSDAP) diente. Mit dem Tragen dieser Zeichen kann man sich strafbar machen!

Bei genauerem Hinschauen fand ich auf manchen Kleidungsstücken weitere „rech-te Codierungen“. So enthält der englische Markenname die Buchstaben NSDAP, welche bei halb geöffneter Jacke auf dem Shirt des Trägers hervortreten. Das gleiche gilt für Lonsdale-Produkte. Man zeigt nur die Buchstaben NS oder NSDA, was auf die NSDAP hinweist.

Anders als bei manchen Zeichen lässt sich das Tragen von Zahlen nicht verbieten, daher bedienen sich einige NeoNazis auch vieler verschiedener Zahlenkombinationen, bei denen die Zahlen für den jeweiligen Buchstaben des Deutschen Alphabetes stehen. So z.B.

  • 18 bedeutet Adolf Hitler
  • 88 steht für „Heil Hitler“
  • 444 verweist auf “Deutschland den Deutschen“
    und verweist auf:“Ausländer raus“.
  • 14(words) meint „We must secure the existence of our people and a future for white children“ („Wir müssen den Fortbestand unseres Volkes und die Zukunft unserer weißen Kinder sichern”) und bezieht sich auf ein Zitat des US_amerikanischen Rechtsterroristen und Rassisten David Eden Lane.
  • 4/20 auch 4:20 oder 420 steht für den 20. April, also den Geburtstag Hitlers.

Natürlich werden diese Zeichen oder Logos nicht ausschließlich aus „rechter Überzeugung“ getragen, sondern entsprechen einfach dem Modegeschmack .
Genauso muss man sagen, dass auch ein absolut unauffällig gekleideter Mensch von der „rechten Ideologie“ überzeugt sein kann, es nur nicht in der Öffentlichkeit zeigt, was ich für noch „gefährlicher“ halte.

Eva D. (Angela-Schule)

Opa, ich schäme mich so, dass Nazis heute demonstrieren dürfen

Ein Leserbrief (DZ, 29.10.07)

Rainer Lensing schreibt zur NPD-Demo am 22. September in Düren:

Lieber Opa, heute war ich in Düren um zu sehen, was die NPD-Anhänger machen. Die hatten einen Demonstrationszug abgemeldet. Als die dann in die Nähe des Bahnhofs kamen, hab‘ ich mich vor das Fahrzeug gestellt, das in dem Demonstra-tionszug mitfuhr. Ich hab‘ gedacht, man sollte denen zeigen, dass man ihnen nicht die Straße zum demonstrieren überlässt. Der Wagen von denen hat natürlich gebremst und sie mussten stehen bleiben, aber das war es dann auch schon. Sofort kam einer im Kampfanzug und hat mich aufgefordert, zur Seite zu gehen. Das war ein Polizist, kein Demonstrant. Dann kam der Polizist ganz dicht an mich heran und sagte leise, ohne dass seine Kollegen das hören konnten, es täte ihm leid, aber das wäre eine genehmigte Demonstration.
Opa, ich schäme mich so. Dich hat man damals bei Nacht und Nebel abgeholt und im KZ umgebracht. Deren Gesinnungsgenossen von heute dürfen demonstrieren, aber mich denen in den Weg stellen, darf ich nicht.
Aber weißt Du, was mich gefreut hat? Auf dem Kaiserplatz traf ich Eva. Die ist 17 und hatte sich furchtbar geärgert, dass von ihrer Schule nur 30 zu einer Kundgebung gegen die Rechten gekommen waren. Haben die alle ihren Großeltern nicht zugehört, was die von damals erzählt haben, schimpfte sie. Wir müssen das doch ausbaden, wenn die Neo-Nazis wirklich mal an die Macht kommen. Gut, dass es junge Leute gibt, die das begriffen haben, nicht wahr?
Ach, und noch was. Auf dem Rückweg von ihrer Demonstration haben einige von diesen Rechten irgendwelche Parolen gegrölt. Da war es allerdings wieder wie zu Deiner Zeit, Opa. Je weiter sie den Mund aufrissen, desto hohler ist der Schädel.

Herzlichst. Dein Rainer, der inzwischen selbst fünf Enkel hat.
Und denen bin ich doch auch was schuldig. Oder?

Rechtsrock in Deutschland

Entwicklung des Rechtsrock

In Deutschland wurden seit Anfang der 80er Jahre über 500 Rechtsrock-Bands gegründet, von denen heute etwa 120 aktiv sind. Im Jahr 2004 veröffentlichten sie 103 Tonträger.
Dabei war die Verbreitung des Rechtsrock nicht immer so stark wie heute. Bis Anfang der 90er Jahre war er Teil der rechten Szene der Skinhead-Subkultur, hatte jedoch darüber hinaus kaum Bedeutung. Erst nach der Wende fand mehr und mehr eine „Entgrenzung“ statt, d.h. der Rechtsrock löste sich zunehmend von der Skinhead-Szene und fand eine allgemeine Verbreitung.

Als Folge davon änderten sich auch die Texte des Rechtsrock. Statt radikaler Parolen wie in dem „Hakenkreuz-Song“ der Band „Radikahl“, welcher 1991 größere Aufmerksamkeit erregte („Hängt dem Adolf Hitler den Nobelpreis um. […] Hisst die rote Fahne mit dem Hakenkreuz.“), traten nun auch mehr Anspielungen und versteckte Formulierungen auf:
„Einst werden wir wieder die Fahne hissen, die unserem Volk gestohlen. Und Brüder ihr wisst ganz genau, was wir uns dann wieder holen. Wenn alte Symbole flattern im Wind, ziehen wir von Ort zu Ort“
(Liedtext der Rechtsrock-Band „Nordfront“ aus dem Jahr 2003).

Obwohl die Texte somit weniger aggressiv scheinen, sind die Gedanken, die dahinter stecken ebenso rassistisch und menchen-verachtend. Im Grunde ist diese Form des Rechtsrock sogar noch gefährlicher, da sie für andere weniger abschreckend ist. Gleichzeitig wird versucht, rassistischen Äußerungen einen gemäßigten Ton zu geben, so dass sie mit in der Gesellschaft verbreiteten Tendenzen übereinstimmen und mehr Menschen ansprechen:

„Der Deutsche, so heißt es, ist ein Rassist,
doch nein, das ist er wirklich nicht.
Wir helfen gern, doch irgendwann ist Schluß
weil auch irgendwann mal das Volk
an sich alleine denken muß.“

(aus dem Lied „Zeit, zu rebellieren“ Annett; 2005)

Es werden jedoch nicht nur scheinbar harmlose Texte benutzt, um die rassistische Ideologie des Rechtsrock zu verbreiten, auch politisch linke
Standpunkte werden aufgegriffen und in den Kontext einer „nationalen Revolution“ gestellt. So findet man auch Texte mit antiamerikanischen und anti-kapitalistischen Inhalten, wie „Die Macht des Kapitals ist der Feind der freien Welt…“. aus einem Lied der Band „Faustrecht“. Auch werden Lieder von linken Bands wie „Ton, Steine, Scherben“ von Rechtsrock-Bands so gedeutet, dass sie ihren eigenen Standpunkt unterstützen. Durch die Besetzung von unterschiedlichen politischen Positionen können die Nazis somit mehr Anhänger gewinnen. Es ist daher Vorsicht geboten, da sich beispielsweise hinter einem Lied, das den Sozialabbau oder die Politik der USA kritisiert, auch eine Neonazi-Band verstecken kann.

Rechtsrock und die NPD
Die Abkehr von der Subkultur nach der Wende bedeutete für den Rechtsrock auch die Abkehr von der zuvor herrschenden starken Distanzierung von politischen Parteien, was schließlich zur Annäherung an die NPD führte. Im Herbst 2004 verteilte die NPD-Sachsen im Landtagswahlkampf die von Rechtsrock-Bands produzierte CD „Schnauze voll? Wahltag ist Zahltag!“ vor allem an Erstwähler. Bei der Wahl entschied sich letztlich jeder fünfte Erstwähler für die NPD. Seit diesem Erfolg veranstaltet die sächsische NPD-Fraktion regelmäßig Liederabende unter dem Motto „Singen und Tanzen für Deutschland“. Der Rechtsrock bringt somit auch die Gefahr mit sich, ein gutes Werbemittel für rechtsextreme Parteien zu sein.

Fazit

Heute dient der Rechtsrock als wichtigstes Mittel zur Kommunikation und zum Zusammenhalt in der rechtsextremen Szene. Er stellt jedoch, wie wir gesehen haben, noch eine größere Gefahr dar, da er für Jugendliche einen ersten Kontakt zur Szene bedeuten kann. Ein Beispiel dafür bieten die „Schulhof-CDs“, aus den Jahren 2004 bis 2006. Das Vorgehen gegen den Rechtsrock ist schwieriger geworden, da dieser tatsächlich existierende Probleme aufgreift und teilweise tatsächlich begangene Fehler der Politik anklagt. Es ist daher notwendig zu zeigen, dass hinter den Parolen keine wirklichen Lösungen für die aktuellen Probleme stecken, sondern nur das Gedankengut der Nazis.

Kai S. (Sift.Gymnasium)

B ü n d n i s – S p l i t t er

  • Mehr als 80 Gruppen, Initiativen, Vereine, Parteien, Kommunen u.a. sind bis Anfang Oktober unserem Bündnis beigetreten, darunter mit der Nikolausschule Rölsdorf erstmals auch eine Grundschule (zur Nachahmung empfohlen!). – Mitglieder bzw. Sprecher, die ihre Arbeit ja ehrenamtlich machen, werden in der nächsten Zeit versuchen, die Kontakte zu den Gruppe zu intensivieren. Mit den inzwischen mehr als 800 Einzelpersonen, vor allem solchen ohne E-Mail-Anschluß, gestaltet sich das etwas mühsamer und aufwendiger.
  • Es hat gedauert, aber seit dem Sommer gibt es die Internetseite oder Homepage des Bündnisses: duerener-buendnis.de Nutzen Sie das Internet zur Information!
  • „700 Menschen wollen keine Neonazis – Eindrucksvoller Demonstrationszug des Bündnisses gegen Rechtsextremismus… durch die Dürener Innenstadt“ stand in den Dürener Nachrichten am 20. 8. über die Bündnisveranstaltung am 18. August an der Annakirche und in der Dürener Innenstadt. Redner zu Beginn waren Bürgermeister Paul Larue, DGB-Chef Heinz Kaulen und Dominik Clemens von der Antifa. Für den musikalischen Rahmen an der Annakirche sorgten Philipp Schloemer und Sönke Pelzer, während des Demonstrationszuges gab die Sambagruppe Pes Quentes einen viel beachteten rhythmisch-musikalischen Rahmen. Zum Abschluß sprachen Pfarrerin Susanne Rössler und Peter Koschorreck, Vorsitzender des Dürener Integrationsausschusses.
  • In Aldenhoven fand am 12.August, einen Tag vor der Bürgermeisterwahl (mit dem NPD-Kreisvorsitzenden als einem der Kandidaten) eine eindrucksvolle Kundgebung mit mehreren hundert Teilnehmern, vor allem von den beiden großen Parteien, statt. „In Aldenhoven ist kein Platz für Nazis“ las man auf Transparenten, Plakaten und in vielen Fenstern von Geschäften und Wohnhäusern. Das Bündnis war mit einem Informationsstand und dem Bündnistransparent präsent.
  • „National befreite Zonen statt ‚No go areas’ für Deutsche“ forderte im Internet eine der für die Neonazi-Demo am 22 9. einladenden rechten Gruppen. Das heißt im Klartext : „Alle Ausländer raus“ oder etwas vorsichtiger „.. in die Heimat zurückführen“!!
  • Mit „Geschäftsleute und Kunden sauer: Rechtsextreme legen City lahm“ und den nachfolgenden Zahlen (300 Gegendemonstranten des Bündnisses gegen Rechts, 180 Rechtsextremisten der NPD und „fast so viel Polizei wie Rechtsextreme“ lag die BILD-Zeitung total daneben (Absicht? Unfähigkeit der Recherche vor Ort?), wenn von der Polizei bestätigt ca. 1200 Gegendemonstranten, etwa ebenso viele Polizisten und eine erfreulich kleine Zahl von Rechtsextremisten in Düren waren.
  • o Vielen Bündnismitgliedern erschien es schwer erträglich, dass nach der Feierstunde zum Tag der Heimat im Rathaus auf dem Ostdeutschen Markt als solche erkennbare Neonazis auftreten konnten. Auf Fotos im Internet sieht man den Vertriebenen-Vorsitzenden Barsuhn neben rechten Glatzköpfen, auf einem anderen Bild tanzte eine der Trachtenfrauen mit einem der Neonazis, dessen schwarzes T-Shirt auf dem Rücken den unglaublichen Drohspruch „Antifa – das bedeutet Angst und die werdet ihr haben, wenn wir zu euch kommen“ deutlich lesbar trägt.
  • o Vertreter des Bündnisses haben mit einigen Dürener Sintis auf deren Wunsch hin ein Gespräch geführt. Etwa 800 Sinti in Düren, deren Eltern oder Großeltern in der NS-Zeit verfolgt wurden und in KZs umgebracht wurden, sind durch die Aktivitäten der NPD, aber auch durch Diskriminierung in ihrem Alltagsleben verunsichert und erwarten Solidarität.
  • o Sehr dürftig fiel der Beitrag der „Lokalzeit Aachen“ des WDR-Fernsehens am Abend des 22. 9. aus: Ganze 30 Sekunden gab es Bilder und ein paar Sätze zu den beiden Demonstrationen. Ohne jedes Bild hieß es am Schluß zu der „Besetzung“ der Plätze in der Innenstadt: „…es entstand ein spontanes Stadtfest“. Von wegen „spontan“!!
  • o Am 13. Oktober fand auf Einladung von „FODKAS“, einem deutschlandweiten Zusammenschluß von Afrikanern, ein großes Fußballturnier auf dem Platz des Dürener Spielvereins in Nord-Düren statt – ein erfolgreicher Schritt zur Integration durch den Sport.
  • o Ende November wird auf Einladung des Landrats die bekannte Popgruppe „Juli“ in der Dürener Arena auftreten. Auf dem Plakat taucht das „Bündnis gegen Rechts“ auf. Ärgerlich nur, dass die Bündnissprecher erst davon erfuhren, als die Plakate schon gedruckt waren.
  • o In Langerwehe fand am 12. September im Evang. Gemeindehaus ein Informationsabend über „Das braune Netz in der Region Düren/Aachen“ statt. Referent war der Aachener Journalist Michael Klarmann, der in der Gründungsphase des Bündnisses auch schon in Düren gesprochen hat.
  • o Infostände: Insgesamt sechsmal haben Gruppen und Einzelmitglieder des Bündnisses von April bis Oktober in der Dürener Innenstadt mit Transparenten, Infomaterial und in persönlichen Kontakten zu den Passanten zum Thema Neonazis und NPD informiert. Infostände gab es aber auch in Kreuzau, Langerwehe, Jülich, Inden und Aldenhoven.
  • o Kurz vor den Veranstaltungen am 22. Sept. übergaben Bündnissprecher dem Landrat und Polizeidirektor Eismar 1646 Unterschriften von Menschen im Kreis Düren, die sich „für jeden gewaltfreien Protest gegen die Demonstration rechtsextremer Kräfte in Düren“ ausgesprochen hatten (mit nachträglich eingegangenen Listen und Unterzeichnung im Internet waren es insgesamt rund 1.800 Unterschriften).
  • o Vor dem – wenig erfolgreichen – Aufmarsch der rechten Gruppen verteilte die NPD in Düren ein Flugblatt „Düren darf nicht multikriminell werden – denn es ist unsere Stadt“. Liest man den Text der Rückseite (Überschrift „Wir schlitzen euch deutsche Schweine auf“), dann fragt man sich als Dürener, welche Stadt beschreiben diese Leute da in ihrem Pamphlet. Andererseits haben Bündnismitglieder erfahren, dass Menschen mit Migrationshintergrund und politisch nicht so informierte Mitbürger durch das Blatt in Angst und Schrecken versetzt wurden.

Termine

  1. So, 4.11. „Auf den Spuren der Juden in Düren“ 10 Uhr ab Arnoldsweilerstr / Josefs Schregel Str.
  2. Fr, 9.11. „Stelenaktion“ in Düren zur Reichspro-gromnacht , Bitte zahlreich erscheinen!!
  3. Fr, 23.11. Konzert der Gruppe „Juli“, Arena

Wer den Rundbrief an bestimmte Gruppen verteilen möchte, melde sich bitte bei L.Dowe

Impressum

Herausgeber: Sprecherkreis des Bündnisses gegen Rechtsextremismus, Rassismus und Gewalt
Homepage: www.duerener-buendnis.de Buendnis@evangelische-gemeinde-dueren.de
Spendenkonto: Evangelische Gemeinde zu Düren Konto: 100750 BLZ 39550110 Zweck: Bündnis
V.i.S.d.P. Dürener Bündnis, G. Derichs, Philippstr. 4 – 52349 Düren

Download des Rundbriefs als PDF (1 MB)

Dieser Beitrag wurde unter Rundbriefe, Termine veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.